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Donnerstag
07.04.2022

TV / Radio

Wegen Corona-Beschwerden wurde 2021 die Ombudsstelle von 80 auf 140 Stellenprozent aufgestockt – und seither nicht zurückgebaut.  (Bild © SRG)

Wegen Corona-Beschwerden wurde 2021 die Ombudsstelle von 80 auf 140 Stellenprozent aufgestockt – und seither nicht zurückgebaut. (Bild © SRG)

Auch die SRG-Ombudsleute Esther Girsberger und Kurt Schöbi spüren die Pandemie: Bei Arbeitslast und Beschwerdethemen dominierte Corona auch das Jahr 2021. 

«Zugute kam uns, dass wir uns schon 2020 mit praktisch allen Facetten der Pandemie auseinandergesetzt hatten, sodass wir uns aufgrund der neuen medizinischen, epidemiologischen, politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen ‚nur‘ mit den neu auftauchenden Vorwürfen befassen mussten», bilanzieren Girsberger und Schöbi in ihrem Jahresbericht. 

Das «nur» war allerdings happig. Insbesondere die Berichterstattung zum Impfen habe Redaktionen und die beiden Co-Ombudsleute, die im April 2020 Roger Blum beerbt haben, «über alle Massen» in Atem gehalten. 

«Per Januar 2021 wurde die Aufstockung der Pensen der Ombudsstelle von 80 auf 140 Prozent unvermeidlich», heisst es in dem Jahresbericht weiter. Denn die Corona-bedingte Beanstandungswelle sei nur durch erheblichen Mehraufwand zu bewältigen gewesen. 

Geplant war eigentlich, dass das erhöhte Pensum im Lauf des letzten Jahres wieder zurückgebaut würde. Dies sei aber eine «Falscheinschätzung» gewesen.

So hat sich die Zahl der eingegangenen Beanstandungen mit 1114 Eingaben im Jahr 2021 nur scheinbar gegenüber dem Jahr 2020 (mit 1161 Beanstandungen) reduziert. Denn anders als im Jahr 2020, als 220 Beanstandungen gegen eine einzige «Arena»-Sendung gerichtet waren, trieben 2021 nur zwei Sendungen mit «nur» 70 respektive 30 Beanstandungen die Zahl in die Höhe. 

Namentlich waren die Bashing-Blockbuster die «Rundschau»-Sendung «Ärzte im Visier» vom 10. Februar und die «rec»-Reportage «Der Teufel mitten unter uns» vom 14. Dezember 2021, wie der Klein Report berichtete.

Ging 2020 knapp ein Drittel der eingegangenen Beanstandungen auf Corona zurück, waren es 2021 sogar etwas mehr. In der Mehrzahl der Fälle befanden Esther Girsberger und Kurt Schöbi, dass SRF ausgewogen und vielfältig über die Pandemie berichtet hat.

Laut den Hauptbefunden 2021 des «Jahrbuchs Qualität der Medien» des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG) der Uni Zürich gaben 51 Prozent der Befragten an, dass sie den Nachrichtenmedien überwiegend bis komplett vertrauen – womit das Medienvertrauen durch Corona gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozentpunkte anstieg.

Im Unterschied zu 2020, als die Klagen über zu viel Berichterstattung kaum zu hören waren, häufte sich 2021 die Kritik über einen monothematischen «Overkill» mit Corona-News, Corona-Zahlen und Corona-Analysen, wie aus dem Jahresrückblick der Ombudsleute weiter hervorgeht. 

Diese Kritik betrifft allerdings die Medien insgesamt. Gemäss einer Umfrage von Statista waren im Juli 2021 45 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer der Meinung, dass die Medien in ihrer Berichterstattung über Corona umfangmässig übertrieben. Im März 2020 waren es nur 22 Prozent.

Auch ein paar «Stammkunden» haben die Ombudsleute auf Trab gehalten. Leute, «die fast wöchentlich eine Eingabe machen oder gleich rund ein Dutzend Sendungen in einer Beanstandung einreichen». 

Die Ombudsstelle ist gesetzlich verpflichtet, jede Beanstandung mit einem Schlussbericht abzuschliessen. Dazu muss sie die betreffenden Sendungen allesamt anschauen und einschätzen – auch wenn die vorgebrachten Vorwürfe noch so abstrus, unflätig oder willkürlich sind. 

«Diese Mehrbelastung ist fast nicht zu bewältigen», schreiben Esther Girsberger und Kurt Schöbi.