Wird Marko Kovic, der «bekennende Sozialist», wieder gegen die Rechten hetzen? Das war am Donnerstag, kurz nach Mittag in einem SRF-Webinar, die grosse Frage.
Selten wurde eine einstündige Weiterbildung im Vorfeld so kontrovers diskutiert wie Kovics «Bias»-Vorlesung für Journalisten des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF). Der englische Begriff bedeutet Voreingenommenheit, die zur Verzerrung von Studienergebnissen führen kann.
Bürgerliche warfen SRF vor, mit Kovic ausgerechnet einen Dozenten ausgesucht zu haben, der selber immer wieder gegen rechts austeile. Jüngst fiel er auf Twitter damit auf, dass er den 100-jährigen Henry Kissinger als einen der «grössten Kriegsverbrecher der Nachkriegszeit» bezeichnete.
Um die Gemüter zu beruhigen, entschloss sich Tristan Brenn, Chefredaktor TV von Schweizer Radio und Fernsehen, die Veranstaltung auch externen Journalistinnen und Journalisten zu ermöglichen. Denn: «Aufgrund des öffentlichen Interesses», wie es in der Einladung an viele Redaktionen hiess, werde zum Webinar von Marko Kovic zum Thema «Bias» eingeladen. «Wir freuen uns auf rege Teilnahme», schrieb er – ebenfalls – auf Twitter.
Immer, wenn Chefredaktor Brenn stark unter medialem Druck steht, inszeniert er einen öffentlichen Gegenschlag.
Zugeschaltet waren darum auch Kritiker wie Alex Baur von der «Weltwoche» und Medienjournalist Rainer Stadler, die beide das Spektrum von rechts bis links abbilden.
Nach der «Vorlesung», an der auch zwei Journalisten vom Klein Report teilnahmen, darf festgehalten werden: Mit linker Indoktrination hatten die Ausführungen von Kovic nichts zu tun. Es ging um die Vermeidung von Wiederholungen altbekannter Vorurteile.
Besonders das Gefüge innerhalb einer Redaktion interessierte den Wissenschaftler. Häufig herrsche dort ein «sanfter Konformismus». Niemand habe Lust, sich gegen ältere Redaktoren aufzulehnen.
Den knapp 50 Teilnehmenden gab der Gelehrte sieben Werkzeuge mit auf den Weg. Sie sollen unter anderem Entscheidungen gezielt abbremsen, das Gegenteil in Betracht ziehen oder Überzeugungen quantifizieren.
Man war bereits bei Folie 116 angelangt und jeder im Raum und vor dem Bildschirm musste zugeben, dass Marko Kovic weder nach rechts noch nach links austeilt. So richtig spannend war es aber auch nicht.
Manchmal war der Wissenschaftler auch unverständlich. Wenn der Autor ihn richtig verstanden hat, dann ist es nicht gut, wenn man weiss, dass man etwas weiss, aber sich nicht getraut, das zuzugeben. Noch schlimmer sei es aber, wenn man weiss, dass man nicht weiss, dass man etwas nicht weiss. Oder so.
Eine subversive Unterwanderung von sozialistischem Gedankengut in die Köpfe von SRF-Mitarbeitenden war der Vortrag zwischen 13:30 und 14:30 Uhr also nicht. Eher eines dieser verkopften Seminare, die man halt aushalten muss.