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Donnerstag
27.04.2023

TV / Radio

Durch einen Bundesgerichtsentscheid wurde der Aufgabenbereich der Ombudsstelle 2022 um die Löschung von User-Kommentaren erweitert. (Bild zVg)

Durch einen Bundesgerichtsentscheid wurde der Aufgabenbereich der Ombudsstelle 2022 um die Löschung von User-Kommentaren erweitert. (Bild zVg)

Die Beanstandungswelle, die während der Pandemie über die SRF-Ombudsleute hinwegrollte, ist 2022 leicht abgeflaut: 988 neue Beanstandungen wurden eingereicht, gut zehn Prozent weniger als im Jahr davor.

Insgesamt wurden Beanstandungen zu 23 Sendungen teilweise oder ganz gutgeheissen. Am häufigsten kritisiert wurden auch im Jahr 2022 immer noch Formate im TV und hier vor allem die Informationssendungen «Tagesschau», «10vor10» und «Rundschau». Im Radio stand das «Echo der Zeit» mehrfach im Fadenkreuz der Kritik. 

Auch die Gästeauswahl der «Arena» wird wegen mangelnder Ausgewogenheit immer wieder moniert, «allerdings praktisch durchgehend zu Unrecht», wie die beiden Ombudsleute Esther Girsberger und Kurs Schöbi in dem am Dienstag publizierten Jahresbericht schreiben. 

Bei der am 18. März 2022 ausgestrahlten «Arena»-Sendung, an der unter anderem SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi teilnahm und die Aufsehen erregte, wurde die Ombudsstelle allerdings von der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) übersteuert und die Talk-Runde als nicht sachgerecht kritisiert.

Allerdings war nicht die Zusammensetzung der Gäste das Problem, sondern die Vorverurteilung des Politikers durch den Moderator. SRF-Moderator Sandro Brotz hatte zu «apodiktisch» über eine umstrittene Ukraine-Aussage von SVP-Fraktionschef Tomas Aeschi geurteilt.

Stein des Anstosses war im vergangenen Jahr erwartungsgemäss häufig die Berichterstattung zum Ukraine-Krieg. Die meisten Beanstandungen kamen in dieser Sache von Putin-Verstehern, die Verständnis für Russlands Motive im Ukraine-Krieg zeigten oder sie gar verteidigten oder entschuldigten. 

«In keinem Fall hatte die Ombudsstelle eine unsorgfältige oder unausgewogene Berichterstattung festzustellen», bilanzieren die Ombudsleute die Ukraine-Berichte von SRF.

Gepatzt hat SRF dagegen beim F-35. Zwei Beiträge über die Beschaffung des Kampffliegers empörten die Gemüter. Allen voran Beitrag «Bomber der Lüfte» der «Rundschau»-Redaktion und von «SRF Investigativ» vom 2. Februar 2022, der nicht weniger als 131 Beanstandungen erntete. 

Vergleichsweise mild war die Empörung dagegen beim «Echo der Zeit»-Beitrag vom 15. September 2022 mit der Überschrift «Kampfjet F-35 darf trotz Volksinitiative abheben», gegen den «nur» sechs Reklamationen eingingen. 

Beide Beiträge verletzten nach Auffassung der Ombudsstelle zum Teil das Sachgerechtigkeitsgebot.

Durch den Bundesgerichtsentscheid vom 29. November 2022 wurde der Aufgabenbereich der Ombudsstelle erheblich ausgeweitet: Neu hat sie auch über die Löschung von Online-Kommentaren zu befinden, was davor unter die «Netiquette» fiel.

«Die Arbeit der Ombudsleute wurde in ihrem dritten Amtsjahr vielfältiger», heisst es in dem Jahresbericht, «indem die Corona-Berichterstattungen nach überstandener Pandemie erheblich in den Hintergrund rückten und neue Themen den Alltag der Ombudsstelle prägten.»