Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) stellt im «Medienclub» am Dienstagabend die Grundsatzfrage: «Wie lange gibt es noch ein Publikum, das um eine bestimmte Zeit eine Sendung einschaltet? Wann ist Sendeschluss?». Es geht um die Zukunft des linearen Fernsehens und damit der SRG selber.
«Seit Jahren wird es totgesagt, und doch sendet es immer noch: das klassische TV», schreibt der Sender in seiner Vorschau auf den «Medienclub» mit Moderator Franz Fischlin. «Vorbei sind die Zeiten, als Fernsehen noch ein gemeinsames Familienerlebnis war», lautet die aus Sender- und Vermarktungssicht pessimistische Grundthese.
Die Verantwortlichen von SRG und SRF betonen selber immer wieder gerne, wie schlecht es um das Medium TV stehen soll. Die Konkurrenz durch Netflix oder Youtube mache ausgerechnet dem gebührengestützten Leuchtturm am Schweizer Fernsehhorizont schwer zu schaffen.
«Insbesondere die grossen Werbetreibenden verschoben ihre Werbeausgaben vom Fernsehmarkt zu den digitalen Werbeträgern und Social-Media-Plattformen, um jüngere Zielgruppen zu erreichen und die Kosten zu senken», liest man beispielsweise im Geschäftsbericht 2018 der SRG.
Die Konkurrenten Netflix und Co. müssen nicht nur als Rechtfertigung für die Negativentwicklung der Werbeeinnahmen, sondern auch noch als Grund für die Überalterung des Fernsehpublikums herhalten. «Die jugendlichen Zielgruppen wenden sich in grosser Zahl den Onlineangeboten zu», beklagte die SRG in ihrem Geschäftsbericht.
Unterdessen trägt der De-facto-Monopolist selber dazu bei, dass das klassische Fernseherlebnis laufend an Attraktivität einbüsst: Den Kampf um die jungen Zuschauer führt SRF fast ausschliesslich über seine Onlinekanäle, während auf SRF 1 das «Traumschiff» oder der «Donnschtig-Jass» laufen – mit diesem Programm wird im klassischen TV ein Publikum bedient, das im Schnitt mehr als 60 Jahre auf dem Buckel hat.
Beschleunigen SRG und SRF mit ihrem neuen Onlinefokus also selber das Lichterlöschen beim klassischen Fernsehen, fragt sich der Klein Report? Die Frage, wohin sich die Schweizer Fernsehlandschaft entwickelt, ist so oder so untrennbar mit der SRG verknüpft.
Der «Medienclub» vom Dienstagabend dürfte sich deshalb vor allem um die SRG selber drehen. Zu Gast sind Bakel Walden, Direktor Entwicklung und Angebot SRG, Dominik Kaiser, Chef des Privatsenders 3+, Irène Abt-Durrer, Forschungsleiterin von Goldbach Media, Jonas Projer, Chefredaktor Blick TV, Izzy-Moderator Cédric Schild und Zattoo-Gründerin Bea Knecht.