Seit 2021 steht in den publizistischen Leitlinien von SRF der Satz: «Auf den sozialen Plattformen kann man auch den Genderstern einsetzen, wenn es den Erwartungen der Zielgruppe entspricht.»
Dieser Satz soll laut einem Bericht von CH Media nun Makulatur geworden sein, was SRF seinerseits bestreitet. Intern sei laut CH Media verkündet worden, sich beim Gendern nun etwas zurückzuhalten. Ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt.
Klein Report-Kolumnistin und Politologin Regula Stämpfli hat sich ein paar Gedanken dazu gemacht.
Ein kurzer Check auf srf.ch sieht nicht mehr die Sonderzeichen, dafür die Substantivierungen. So wird über «Die Mitte» nicht von Kandidatinnen und Kandidaten, sondern nur von «Kandidierenden» gesprochen. Kandidierende, die im Beitrag dann ebenso männlich sind wie «der Experte».
Dann bringt srf.ch wiederum ein ausgesprochen schweizfernes und heisses Woke-Thema: «Toxische Männlichkeit*en».
Es geht um ein Buch aus Deutschland, das überall in der deutschen Szene verhandelt wird und bei dem keine Relevanz für den Service public besteht.
Auf srf.ch bei Kultur sieht es noch bitterer aus: Kein einziges Schweiz-Kulturthema macht Schlagzeilen, sondern die Twittertrends werden verwurstelt, inklusive ein Brevier zum Klimaaktivismus und ein «Öko-Dschihad»-PR-Beitrag zur «muslimischen Umweltorganisation Nour Energy».
Sollte SRF tatsächlich realisiert haben, dass bei Gender- und Woke-Themen die Polarisierung zu Ungunsten der SRG läuft, ist diese Einsicht noch nicht auf srf.ch angekommen.
Angesichts des rechten Ansturms auf die SRG sieht Woke-Zurückhaltung auf srf.ch anders aus, findet der Klein Report. Und erinnert sich mit grosser Wehmut an das klassische «SRF 2»-Kulturprogramm.
SRF widersprach in einer Ad-hoc-Mitteilung vom Dienstagabend der Darstellung von CH Media. «Der Genderstern wurde in den Publizistischen Leitlinien von SRF nie empfohlen, die Leitlinien wurden auch nicht entsprechend angepasst», wurde darin Lis Borner, Chefredaktorin Audio und verantwortlich für die Überarbeitung der Publizistischen Leitlinien, zitiert.
Die aktuelle Überarbeitung der Publizistischen Leitlinien habe erst begonnen und sei Teil eines «ganz normalen Prozesses, der alle zwei Jahre stattfindet und verschiedene Themen umfasst».
Ob dabei der Umgang mit der Gendersprache überhaupt angepasst wird, stehe «noch gar nicht fest».