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Samstag
24.02.2024

Medien / Publizistik

Preisgekrönt mit Augenzwinkern: «Es wäre zügiger gegangen, wenn ich an ein, zwei Stellen schneller geschaltet hätte. Aber ich fürchte, dass ich mit den Jahren nicht schneller werde.»

Preisgekrönt mit Augenzwinkern: «Es wäre zügiger gegangen, wenn ich an ein, zwei Stellen schneller geschaltet hätte. Aber ich fürchte, dass ich mit den Jahren nicht schneller werde.»

Der «NZZ am Sonntag»-Journalist Simon Marti spricht mit dem Klein Report über die Recherche, mit der er den Prix Transparence 2023 gewonnen hat.

Erstmals herzliche Gratulationen zum Gewinn des Preises. Was bedeutet Ihnen dieser Preis als Journalist?
Simon Marti: «Merci! Die Jury besteht aus erfahrenen Journalistinnen und Journalisten. Es ist schon schön, wenn solche Leute gut finden, was man da gemacht hat. Und da ich, ob im Beruf oder sonst im Leben, selten etwas gewinne, freue ich mich ganz grundsätzlich darüber.»

Wie sind Sie bei dieser Recherche vorgegangen?
Marti
: «Ich habe einfach probiert, nachzuzeichnen, wie der Bund mit dem Instrument der thematischen Sanktionen umgeht. Also habe ich mit Leuten gesprochen, die Einblick hatten in diese Diskussionen und habe versucht, an Dokumente zu kommen, die diesen Prozess belegen. Das ging gar nicht anders als mit dem Öffentlichkeitsgesetz.»

Was für spezielle Probleme haben sich gestellt, bevor Sie und der Verlag in ein Schlichtungsverfahren gegangen sind?
Marti: «Probleme gab es eigentlich keine. Das klingt sehr banal, aber ich habe bei der ‘NZZ am Sonntag’ Arbeitsbedingungen, die es mir erlauben, solche Gesuche zu stellen und in diesem Fall auch in ein Schlichtungsverfahren zu gehen, ohne zu wissen, ob letztlich etwas dabei rausschaut. Doch ich habe mich schon ein paarmal gefragt, ob sich der zeitliche Aufwand lohnt. Das es am Ende aufging, war sicher etwas glücklich.»

Wie mussten Sie vorgehen um die Dokumente der Verwaltung herauszufordern? Auf welche Hürden oder Probleme sind Sie gestossen? 
Simon Marti: «Ich weiss ja meistens gar nicht, welche Dokumente überhaupt vorhanden sind, geschweige denn, ob sie überhaupt unter das Öffentlichkeitsgesetz fallen. Das war auch bei dieser Recherche der Fall. Nun gibt es beim Bund Stellen, die sind in dieser Hinsicht zugänglicher. Und es gibt solche, die mauern.»

Wie muss sich der Laie die Zusammenarbeit zwischen dem Verein Öffentlichkeitsgesetz.ch und Ihnen als Journalist vorstellen?
Simon Marti: «Die Seite ist wirklich hilfreich, die Hinweise darauf haben mir viel genützt. Allerdings war es mein Ex-Kollege Fabian Eberhard, der mich vor ein paar Jahren darauf gebracht hat, gezielter mit Öffentlichkeitsgesuchen zu arbeiten. Ein netter Zug von ihm. So ist er.»

Was würden Sie aus heutiger Sicht bei dieser Recherche anders machen?
Marti: «Es wäre zügiger gegangen, wenn ich an ein, zwei Stellen schneller geschaltet hätte. Aber ich fürchte, dass ich mit den Jahren nicht schneller werde.»

Gab es während der Recherchearbeit für Sie auch lustige Momente? Können Sie uns vielleicht eine Anekdote erzählen?
Marti: «Wirklich lustig nicht, nein. Aber ich habe die Schlichtungssitzung als überraschend angenehm erlebt.»