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Mittwoch
17.01.2018

TV / Radio

Schawinski: «Plan B komplett unrealistisch»

Schawinski: «Plan B komplett unrealistisch»

Blick in die Glaskugel oder fundierte Analyse des Marktes? Der «Plan B», den der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) für die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) erstellt hat, war Thema in der Sendung «Schawinski» vom Montagabend.

In der zweiten Sendung zu «No Billag» lieferten sich Moderator Roger Schawinski und SGV-Direktor Hans-Ulrich Bigler über weite Strecken einen Schlagabtausch, in dem «Ja!», «Nein!» und «Doch!» die besten Argumente waren.

Schawinski versuchte in seiner gewohnten Manier, gleich zu Beginn die Aussagen seines Gegenübers in ein schlechtes Licht zu rücken, indem er Bigler als Person, die «selber überhaupt keine Erfahrung» im Radio- und TV-Sektor habe, bezeichnete. Genauso, wie er es an der Dreikönigstagung bereits mit Gregor Rutz machte.

Der SGV-Direktor liess sich ob dieser Sticheleien kaum aus der Reserve locken und zeigte mehrmals auf, dass der Standpunkt der Gewerbler nicht deckungsgleich ist mit demjenigen der «No Billag»-Initianten, obwohl beide die gleiche Initiative unterstützen.

So forderte Bigler mit Nachdruck eine Diskussion über den Service Public, den die SRG erbringen soll, auch über den Abstimmungstermin vom 4. März hinaus. Die SRG soll gemäss SGV nämlich auch bei einer Annahme der Initiative weiterhin vom Staat unterstützt werden, anders als von den Initianten vorgesehen.

Mit der Erarbeitung eines «Plan B» hat der SGV den Versuch unternommen, die SRG bei einer Annahme von «No Billag» auf ein neues Fundament zu stellen, bestehend aus den Säulen Werbung, Abonnementen und staatlichen Fördergeldern. Für Schawinski nichts weiter als «eine Mogelpackung, die nicht funktioniert».

So wollte er am Montagabend vor allem aufzeigen, dass der «Plan B» «komplett unrealistisch» ist: Radio-Abonnements seien technisch nicht umsetzbar und beim TV fehle die Bereitschaft, für Informationsangebote zu bezahlen, so seine Einschätzung. Bigler blieb hartnäckig und verteidigte die Thesen, die der SGV vorgelegt hatte, indem er die Konkurrenzfähigkeit der SRG auf dem freien Markt betonte.

Wenn es um Zahlen ging, hatten aber beide die gleich guten Argumente, nämlich «Ja», «Nein» oder «Eben doch!», auf ihrer Seite. Viele Zukunftsprognosen wurden von beiden Seiten genannt, die sich kaum schlüssig belegen lassen.

In der Argumentation festgefahren, unternahm Schawinski einen weiteren Angriff auf persönlicher Ebene, indem er Bigler mit dem Begriff «Audience Flow» überrumpeln wollte. «Können Sie definieren, was Audience Flow ist?», wollte er wissen, mit dem einzigen Ziel, seinen Debattengegner, den er selber in die Sendung eingeladen hatte, zu diskreditieren.

Noch einmal blieb Bigler ruhig, verwies auf den Teleclub, dem es trotz einzelner Pay-TV-Angebote mit Anmoderationen gelinge, die Zuschauer von einer Sendung in die nächste zu führen – Audience Flow also. Schawinski blieb stur, «das ist etwas ganz anderes», befand er.

Neben der Frage, ob die SRG im Radio oder auch im Online-Bereich neue Werbeeinnahmen generieren könnte, war insbesondere umstritten, ob eine Subventionierung der SRG auch bei einer Annahme von «No Billag» noch rechtlich möglich wäre.

Auch hier divergierten die Ansichten: Schawinski argumentierte mit dem Text der Initiative, wonach der Bund «keine Radio- und Fernsehstationen» unterstützen darf. Bigler hat hingegen die Artikel 70 und 71 der Bundesverfassung auf seiner Seite, worin die Möglichkeit einer Förderung für Sprachminderheiten und Filme vorgesehen ist.

Gemäss Bigler liege es einzig am Parlament, die Initiative mit diesen Verfassungsartikeln in Einklang zu bringen. Auch in diesem Punkt ist er nicht auf einer Linie mit den «No-Billag»-Initianten, die eine Förderung der SRG durch den Bund ganzheitlich ablehnen.

Im Streitgespräch waren sich der SRF-Moderator und der SGV-Direktor immerhin in einem Punkt einig: Die SRG müsse sich bewegen. Schawinski ist der Ansicht, dass sie das «ohnehin machen werde», auch bei einem Nein zu «No Billag». Bigler ist da skeptischer, denn auch nach dem knappen Ausgang der RTVG-Revision sei schliesslich nur wenig passiert, abgesehen von der Gebühren-Plafonierung auf 1,2 Milliarden Franken.

«Ich habe von der SRG-Führung nie Sparvorschläge gehört», so Bigler. Noch einmal betonte er seine Hoffnung, dass endlich über den Service Public, den die SRG erbringen soll, diskutiert werde und nicht etwa über eine Abschaffung der SRG.