SRF hat eine Fachstelle beauftragt, den von der Ex-Mitarbeiterin Patricia Laeri gemachten Vorwurf der sexuellen Belästigung zu untersuchen. Ob es zu einem Übergriff kam, konnte die Fachstelle nicht feststellen – aber auch nicht ausschliessen.
«Ich gehe von schweren Verfahrensmängeln bei der Untersuchung aus und habe bereits ein Gesuch um Akteneinsicht gestellt, um den Bericht und das Verfahren juristisch prüfen zu lassen», sagte Patrizia Laeri am Dienstagabend gegenüber dem Klein Report.
«So wurden im Rahmen der Untersuchung beispielsweise Zeuginnen, die ich benannt habe, nicht befragt», so Laeri weiter.
Die Wirtschaftsjournalistin bezichtigte am 5. Februar über Social Media einen SRF-Mitarbeiter, sie während ihrer Anstellung als Praktikantin vor 20 Jahren sexuell belästigt zu haben.
«Laut Untersuchungsbericht konnte die externe Fachstelle aufgrund der widersprüchlichen Aussagen der Befragten nicht abschliessend klären, wie sich das damalige Treffen vor 20 Jahren abgespielt hat und wie es überhaupt dazu gekommen ist», schreibt SRF in einer Stellungnahme am Dienstag.
Der Vorwurf der sexuellen Belästigung habe nicht bestätigt werden können. «Auf Empfehlung der Fachstelle sind in diesem Zusammenhang deshalb keine weiteren Massnahmen nötig.»
Es könne nicht sein, dass SRF mit dieser Reaktion bestätigt, dass es sich nicht lohnt, solche Fälle zu melden, kritisierte die Gewerkschaft Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) die Stellungnahme scharf.
Bis heute habe sich SRF «keinen Schritt hin zu ihrem eigenen Nulltoleranz-Bekenntnis bewegt». Das SSM forderte, dass die Untersuchung zu Patrizia Laeri wieder aufgenommen und weitergeführt wird. Dies, weil wichtige Zeugen bisher nicht befragt worden seien.
«Wir sind überzeugt, dass mit dem gemeldeten Fall Patrizia Laeri nun einiges ins Rollen gebracht wurde und auch angepackt wird», sagte SSM-Regionalsekretärin Silke Treusch.
Was vor so langer Zeit geschehen ist, sei «fast nicht mehr beweisbar». Mails würden selten 20 Jahre aufgehoben und auch damalige Kollegen und Kolleginnen arbeiten oft nicht mehr da.
«Dadurch steht Aussage gegen Aussage und die Fachstelle kann keine (Handlungs-) Empfehlungen abgeben. Wichtig ist hier festzuhalten, dass auch nach der Untersuchung nicht geklärt ist, ob eine sexuelle Belästigung vorliegt oder nicht. Eine externe Untersuchung ist ja auch kein Gerichtsverfahren», so Treusch weiter.
SRF hat gemeinsam mit dem SSM 2022 ein Reglement zum Schutz der persönlichen Integrität erarbeitet und beschlossen. Darin ist die Untersuchung solcher Ereignisse ein wesentlicher Punkt.
Andere Fälle zeigten, wie wichtig ein Reglement sei. «Diese Untersuchungen laufen noch und wir werden darauf achten, dass jegliche Grenzüberschreitungen nicht geduldet werden und die Nulltoleranz gilt », so Treusch weiter.
Nun braucht es aus Sicht der Gewerkschafterin konkrete Massnahmen, um die hehren Worte in die Praxis umzusetzen. «Unternehmenskultur» sei das Schlüsselwort.
«Nicht bestätigt oder widerlegt? Es wurden keine, für die Untersuchung relevanten Zeugen berücksichtigt. Wir fordern eine Wiederaufnahme und Weiterführung des Verfahrens. Geklärt ist hier nichts», so Silke Treusch abschliessend zum Klein Report.