Der IT-Riese Facebook will im Oktober Tests für bezahlte Abos bei Instant Articles durchführen. Zehn Artikel pro Medium sollen für den User gratis zu lesen sein, danach soll eine Paywall greifen. Die grossen Schweizer Medienhäuser sind offen für die Idee.
Bei Instant Articles handelt es sich um Medienartikel, die beim Facebook-Nutzer in seiner Timeline auftauchen und direkt auf Facebook gelesen werden können. Sprich: Der User wird durch Anklicken des Artikels nicht auf die Webseite des entsprechenden Mediums weitergeleitet.
Dadurch verzichten die Medienunternehmen auf Klicks auf der eigenen Seite, dafür können sie im Umfeld ihrer Artikel eigene Anzeigen schalten und bekommen von Facebook demografische Nutzerdaten geliefert.
Dieses System will die kalifornische Firma nun überarbeiten und hat entsprechende Tests für ein bezahltes Abo-Modell angekündigt, wie meedia.de schreibt. Angedacht seien dabei einerseits ein Metered Model, das den Nutzer nach zehn gelesenen Artikeln auf die Abo-Seite des entsprechenden Mediums weiterleitet.
Andererseits wolle man auch ein Freemium-Model testen, bei dem die Medienunternehmen selbst festlegen können, welche Inhalte kostenpflichtig seien und welche nicht. Unklar sei jedoch, wie die Bezahlung abgewickelt werde.
Von den grossen Schweizer Medienhäusern nutzen die AZ Medien, Ringier und die NZZ-Mediengruppe Instant Articles. Nur bei Tamedia zeigt man sich skeptisch. Zwar könne man durch solche Instant Articles neue Nutzer ansprechen, diese aber kaum vom Abschluss eines Abos überzeugen, sagt Christoph Zimmer, Leiter Kommunikation bei Tamedia, gegenüber dem Klein Report.
«Die meisten Nutzer wissen im Nachhinein nicht mehr, welche Medienmarke hinter einem journalistischen Text auf Facebook stand. Wir wollen die Nutzer deshalb zu uns auf die Seite holen und zu regelmässigen Besuchern machen. Das funktioniert über Facebook kaum», so Zimmer. Ob Tamedia die angekündigte Abo-Variante in Betracht ziehen würde, hängt laut dem Mediensprecher «vom Angebot ab».
Ähnlich sieht dies Manuela Diethelm, Communications Specialist bei Ringier: «Eine solche Abo-Variante bedürfte einer eingehenden Prüfung hinsichtlich einer allfälligen Nutzungsmöglichkeit für die Zielgruppen in unseren Märkten», antwortet sie auf Anfrage des Klein Reports. Auch Myriam Käser, Leiterin Unternehmenskommunikation der NZZ-Mediengruppe, bestätigt dem Klein Report, dass man ein solches Angebot prüfen würde.
Ebenfalls offen für die Idee zeigen sich die AZ Medien, wie Peter Neumann, Chief Digital Officer des Aarauer Medienhauses, bestätigt: «Wir schauen uns das Thema an, ob und wie wir das für uns nutzen können. Da wir aber derzeit kein Paid Content-Modell für unsere Inhalte verfolgen, gibt es nach aktuellem Wissensstand über das neue Modell noch keinen direkten Nutzen für AZ Medien», so Neumann.
Anstoss für die Überarbeitung des Instant Articles-Modells bei Facebook ist wohl der steigende Druck aus der Medienbranche in den USA: Erst vor wenigen Tagen haben sich 2000 Medienanbieter - darunter die «New York Times» und die «Washington Post» - zu einer Allianz zusammengeschlossen, um ihre gemeinsamen Interessen gegenüber Facebook zu vertreten.
Eine zentrale Forderung waren dabei auch Abo-Varianten bei den Instant Articles. In den letzten Monaten hatten sich bereits mehrere internationale Medien wie «The Guardian», «Forbes» oder «Cosmopolitan» aus ihren Instant-Articles-Deals mit Facebook zurückgezogen.