Heute sei der Online-Nutzer «ein unbekanntes Wesen», gar «ein schwarzes Loch»: So geht der Lead für den Einstieg in ein grosses Interview mit Ringier-CEO Marc Walder im hauseigenen «SonntagsBlick».
Aber es gibt Hilfe, denn die Technik biete die Mittel, besser auf die Bedürfnisse jedes einzelnen einzugehen.
Aus diesem Grund, so schreibt die Journalistin Katia Murmann im Lead zum Interview mit ihrem Chef, «starten die grossen Schweizer Medienunternehmen eine gemeinsame Kampagne, damit sich die Nutzer von Online-Medien freiwillig registrieren».
Es geht um die Login-Initiative von NZZ, Tamedia, CH Media und Ringier, die in der Branche kontrovers diskutiert wird und am Dienstag startet.
Walder führt episch aus, was die Vorteile und Gründe sind und weshalb es sich gerade lohne, sich genau auf blick.ch einzuloggen. Denn neu könnten die genannten Verlagshäuser «auf die Bedürfnisse der Leser eingehen», so Walder.
«Wir möchten möglichst viele Nutzer überzeugen, sich bei unseren Online-Angeboten zu registrieren - und zwar freiwillig», so der CEO von Ringier.
Und weshalb sollten die das tun?, fragt die Journalistin nach. «Durch die Registrierungsdaten erhalten die Medienhäuser Informationen über ihre Leserinnen und Leser - und können dadurch viel präziser auf deren Vorlieben und Bedürfnisse eingehen», so Walder und führt an, dass die meisten Internetdienste heute auf den jeweiligen User zugeschnittene Angebote ausliefern. Medien täten dies noch deutlich zu wenig.
Ob das nicht eine Hürde sei?, wird er gefragt. «Wir alle loggen uns seit Langem und mit grosser Selbstverständlichkeit bei vielen Internetdiensten ein - ausser bei journalistischen Angeboten», moniert er, was aber grossmehrheitlich nicht ganz stimmt, muss der Klein Report hier anfügen.
Auf die nächste Frage, was die Verlage mit der Vermarktung denn falsch gemacht haben, geht er gar nicht ein und meint, Facebook und Google sei es gelungen, «sich zwischen die Redaktion und den Nutzer zu schieben».
So sei es diesen «Plattform-Giganten» gelungen, über die gesammelten Login-Daten ihre Nutzer immer besser kennenzulernen.
«Nun - dieses Wissen teilen diese US-Plattformen nicht 1:1 mit den Verlagen», sagt Marc Walder auf die Frage, was der Schaden für die Medien sei, obwohl es auch hier nur ein Teilbereich von sogenannt «geschädigten Medien» ist, wie der Klein Report anmerkt.
Walder: «Darum müssen wir unsere Leser nun endlich selber besser verstehen.» Und er macht, was er immer macht, er holt etwas gar weit aus und redet von «Schweizer Digital-Allianz», bei der er sich als Initiant feiern lässt, obwohl die beteiligte kleine Männerriege nicht nur im Verlegerverband, sondern auch in Subventionsansprüchen gegenüber den Bürgern heillos zerstritten ist.
In dem Content-Marketing-Interview legt ihm Katia Murmann den Ball dann so vor die Füsse, dass Walder zuschlagen kann. Ob er wirklich glaube, dass er damit gegen Google, Facebook und Co. eine Chance habe? «Auf jeden Fall! Google und Facebook holen sich über 70 Prozent des digitalen Werbemarktes. Auch in der Schweiz.»
Dies, obwohl sie lediglich Distributoren dieser journalistischen Inhalte seien, sie verteilten sie also nur. «Erarbeitet, recherchiert, produziert, eingeordnet und kommentiert wird alles immer noch von uns, den Medienunternehmen.»
Journalismus sei historisch das Umfeld, das Werbeauftraggeber schätzten und suchten.
Ob er nicht befürchte, dass die Nutzer, die Informationen dort holen, wo sie sich nicht einloggen müssten? Walder: «Wir sind optimistisch, dass dies nicht geschehen wird, denn alle angeschlossenen Newsportale erbringen eine Leistung, auf die Nutzer nicht einfach so verzichten wollen.»