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Montag
18.09.2017

Medien / Publizistik

Pietro Supino: «Wir Medienmacher»

Pietro Supino: «Wir Medienmacher»

Wie den Vortrag des eigenen NZZ-VR-Präsidenten Etienne Jornod druckte die NZZ vom Freitag auch das Referat von Tamedia-Konkurrent Pietro Supino ab, das dieser ebenfalls am Swiss Media Forum in Luzern vorgetragen hat.

Sein Leitgedanke: «Die wichtigste Voraussetzung für unseren künftigen Erfolg ist die Qualität unserer journalistischen Angebote. Die richtigen Arbeitsinstrumente und Kompetenzen sind dafür genauso zentral wie Freiräume für Kreativität und für Inhalte, die uns einzigartig machen.»

Wie bereits Jornod bezieht sich Supino auf den Amazon-Gründer und jetzigen Verleger der «Washington Post», Jeff Bezos, der meinte: «Complaining is not a strategy!» Die Aussage sei evident. «Trotzdem ist es für uns Medienmacher nützlich, die Botschaft zu verinnerlichen. Unser Ziel und unser Anspruch muss es sein, die Zukunft zu gestalten, um ein reiches Medienangebot für die Schweiz zu erhalten», so Supino.

Bereits zu Jahresbeginn sei absehbar gewesen, dass die Rückgänge auf dem Anzeigenmarkt sich fortsetzen würden. Der Grund sei nicht, dass Anzeigen in traditionellen Medien kein attraktives Angebot wären. Im Gegenteil, traditionelle Medien böten ein sehr attraktives Umfeld für Werbung. Aber es gebe unendlich viele und laufend neue Alternativen dazu. Und wenn das Angebot schneller wachse als die Nachfrage, sinken die Preise, oder schlimmer noch: Einzelne Angebote würden weniger genutzt.

«Auf uns angewandt, bedeutet dies, dass die Anzeigenumsätze zurückgehen. Wir können unsere Arbeit möglichst gut machen, uns dem globalen Trend aber nicht entziehen. Unsere Branche muss sich darauf einstellen. Allerdings sollte der Staat uns das Leben nicht noch schwerer machen. Die öffentliche SRG und mit ihr Admeira sollten das private Angebot nicht konkurrenzieren und zusätzlich unter Druck setzen. Abgesehen davon, dass die Kommerzialisierung des Service public ein Widerspruch in sich selber ist», so der Tamedia-Chef.

Zurück zur Qualität in den Medien meinte Pietro Supino: «Neben den Anstrengungen in den einzelnen Häusern kommt der Aus- und Weiterbildung von Medienschaffenden eine grosse Bedeutung zu. Zudem braucht es in Zeiten des medialen Überflusses eine bessere Bildung und grössere Sensibilisierung der Bevölkerung in Bezug auf ihre Medienkompetenz. Dazu kann die öffentliche Hand namentlich im Rahmen des Schulsystems und der Lehrerausbildung beitragen. Natürlich sollen die Menschen ihre Mediennutzung in uneingeschränkter Freiheit bestimmen können, aber es ist gerade um ihrer Freiheit willen wichtig, dass sie die Zusammenhänge verstehen, die hinter den unterschiedlichen Angeboten stehen.»