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Freitag
28.06.2019

TV / Radio

SRF-Direktorin Nathalie Wappler informierte die Mitarbeiter am Donnerstag (©SRF)

SRF-Direktorin Nathalie Wappler informierte die Mitarbeiter am Donnerstag (©SRF)

Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat eine sensationelle Kehrtwende vollzogen: Der Umzug des Radiostudios von Bern nach Zürich Leutschenbach wird mehrheitlich abgeblasen. Die Magazinsendungen «Echo der Zeit», «Tagesgespräch» und «Rendez-vous» sowie die Inland- und die Auslandredaktionen sollen nun doch in Bern bleiben, Radio SRF 4 News soll hingegen nach Zürich.

Damit reagiert SRF-Direktorin Nathalie Wappler auf den seit Monaten zunehmenden Widerstand gegen den Radio-Umzug. Zuletzt hatte sich sogar der Nationalrat eingeschaltet und gegen den Beschluss des Verwaltungsrates vom 19. September 2018 opponiert.

Wie SRF am Donnerstag mitteilte, wird das bisherige Umzugs- und Sparprojekt «Info 21» durch eine «übergreifende Audiostrategie», die sich vom rein linearen Denken löst, ersetzt. Auch die SRG-Spitze hatte nun offenbar ein Einsehen: «Der Verwaltungsrat der SRG hat diesen Vorschlag gestern Mittwoch, 26. Juni 2019, vollumfänglich unterstützt», informierte Wappler am Donnerstag.

Die Arbeiten für die neue Audiostrategie seien gestartet. «Diese digitale Audioentwicklung wird interdisziplinär in der geplanten Radio Hall am Standort Zürich Leutschenbach vorangetrieben.» Als «wichtiger Eckpunkt» der Strategie soll Radio SRF 4 News nach Zürich ziehen. Dort soll sich das Programm zu einem Newsradio «an der Grenze zwischen Live-Radio und digitalen On-Demand-Angeboten» weiterentwickeln.

Auch die Newsinhalte für die Morgensendung bei Radio SRF 1 «könnten» künftig in Zürich produziert werden, heisst es im Konjunktiv. «Es soll auch geprüft werden, welche Aufgaben der Redaktion Nachrichten/Teletext in Bern und welche in Zürich sinnvoll sind.»

Die Magazinsendungen «Echo der Zeit», «Tagesgespräch» und «Rendez-vous» sowie die Inland- und die Auslandredaktionen «würden in Bern bleiben». Die Chefredaktion Radio «würde teils in Bern, teils in Zürich arbeiten». Die Audiostrategie soll bis Ende September 2019 vorliegen.

Am Standort Bern müssten nun, da das Umzugsprojekt «Info 21» vom Tisch ist, die drei Millionen Franken anderweitig gespart werden. Die Chefredaktion Radio habe nun einen entsprechenden «Sparauftrag» erhalten und müsse alternative Massnahmen aufzeigen.

Nathalie Wappler informierte die Mitarbeiter des Senders am Donnerstag über weitere tiefschürfende Veränderungen. «Um agiler auf Veränderungen reagieren zu können, wird die bisherige Matrix-Organisation bei SRF entflochten», so ein weiterer Punkt, den die SRF-Direktorin im Rahmen ihrer 100-Tage-Bilanz präsentierte.

Die «Entflechtung» der Matrix-Organisation in Richtung «agile Gesamtorganisation» mit «klarer Distributionsstrategie» werde von einer Projektgruppe unter der Leitung von Bakel Walden, Direktor Entwicklung und Angebot bei der SRG, ausgearbeitet.

Die Abteilung Programme werde in der neuen Struktur «in der heutigen Form» nicht weitergeführt. Wie SRF bereits am Donnerstagmorgen mitteilte, wird Programmleiter Hansruedi Schoch das Unternehmen deshalb verlassen.

Interimistisch übernimmt Röbi Ruckstuhl, Bereichsleiter Radio, die Leitung der Abteilung Programme.