Die privaten Radiosender beurteilen die UKW-Abschaltung nicht alle einhellig.
Im dritten Teil der UKW-Serie erzählt Geschäftsführer Thierry Savary dem Klein Report vom Technologiewechsel bei seinem Freiburger Privatradio, von DAB-Funklöchern in Minergie-Häusern und seiner Traumwelt mit Simulcasting.
Nach einigem Hin und Her haben die Schweizer Radiosender vor Kurzem beschlossen, der Ultrakurzwelle per 31. Dezember 2024 den Stecker zu ziehen, wie in der Branche 2014 ursprünglich vereinbart – und nicht zum vorverlegten Termin Januar 2023. Kommt das Aus für RadioFr. zu früh oder zu spät?
Thierry Savary: «Alles in allem erscheint uns der Zeitpunkt angesichts der allgemeinen Lage günstiger als Januar 2023.»
Wo steht RadioFr. beim Technologiewechsel auf DAB+? Was wurde bereits getan, was bleibt zu tun?
Savary: «RadioFr. gehört zum Verbund von Romandie Media SA, die das gesamte DAB+-Netz in der Romandie verwaltet. Letzteres befindet sich in der Finalisierungsphase, wobei noch eine gewisse Anzahl von Sendern hinzugefügt werden muss, um eine optimale Abdeckung zu gewährleisten. RadioFr. wird heute und seit mehreren Jahren via DAB+ in der gesamten Westschweiz ausgestrahlt.»
Was sind die spezifischen Vorteile von DAB+ für die Programmierung und Vermarktung von RadioFr.?
Thierry Savary: «Die einzigen Vorteile, die wir aus einem Vertrieb ausserhalb unseres Konzessionsgebiets ziehen könnten, sind aus kaufmännischer Sicht zu sehen. Eine breitere Verbreitung kann für nationale Werbetreibende von Interesse sein. An der Programmgestaltung hat sich nichts geändert, unser Auftrag besteht vor allem darin, die Erwartungen der Hörerinnen und Hörer im Kanton Freiburg zu erfüllen.»
Geht mit dem UKW-Aus etwas verloren?
Savary: «Im Moment besteht unsere grösste Befürchtung beim UKW-Stopp darin, eine bestimmte Anzahl von Hörern zu verlieren, die heute noch nicht für den Empfang von DAB+ gerüstet sind, insbesondere bei den Autoradios. Darüber hinaus stossen wir auf Empfangsprobleme in neugebauten Gebäuden (Minergie-Typ zum Beispiel), bei denen das Signal nur schwer passieren kann.»
Wäre eine parallele Verfolgung von UKW und DAB+ für RadioFr. langfristig eine Option gewesen?
Thierry Savary: «In der besten aller Welten ja. Aber die Kosten für Simulcasting ohne Bakom-Unterstützung sind für einen Radiosender wie unseren schwer zu tragen.»
Mit welchen zusätzlichen Kosten würde eine UKW-Weiterführung voraussichtlich verbunden sein?
Savary: «Die Kosten für den Unterhalt von UKW sind heute tragbar (rund 100'000 Franken pro Jahr), da alle unsere Sender abgeschrieben werden und der Unterhalt auf das absolute Minimum reduziert wird. Sollte aber eine Weiterführung des UKW-Senders in Erwägung gezogen werden, wäre sicherlich eine rasche Erneuerung der Sender notwendig, was deutlich höhere Investitions- und Wartungskosten verursacht.»
Wie schätzen Sie den Zusatznutzen von DAB+ ein?
Thierry Savary: «Diese Frage ist schwer zu beantworten. Bleibt das Publikum nach der UKW-Abschaltung stabil, könnte eine breitere Ausstrahlung über DAB+ neue Werbetreibende überzeugen, sich uns anzuvertrauen, ihre Botschaften weiterzuverbreiten. Umgekehrt hätte eine sinkende Zuschauerzahl negative Auswirkungen auf Preise und Werbeeinnahmen.»