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Freitag
20.09.2019

Medien / Publizistik

Pierre Maudet: «In journalistischen Kreisen und bei den Lesern scheint Tamedia nicht mehr wirklich repräsentativ für die Branche zu sein.»

Pierre Maudet: «In journalistischen Kreisen und bei den Lesern scheint Tamedia nicht mehr wirklich repräsentativ für die Branche zu sein.»

Der Streit zwischen dem Genfer FDP-Staatsrat Pierre Maudet, dem Schweizer Fernsehen (SRF) und dem Zürcher Medienkonzern Tamedia spitzt sich zu. Gegenüber dem Klein Report stellte Maudet die Glaubwürdigkeit von Tamedia nach zahlreichen kritischen Berichten zu seiner Person ganz unverblümt in Frage.

Auch für SRF fand der Politiker nur kritische Worte. Denn das Schweizer Fernsehen geht zur Verteidigung eines «Rundschau»-Berichts, der laut der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) deutliche Mängel aufweist, bis vor das Bundesgericht in Lausanne.

«In journalistischen Kreisen und bei den Lesern scheint Tamedia nicht mehr wirklich repräsentativ für die Branche zu sein», sagte Maudet dem Klein Report am Donnerstag. «In den Augen vieler Beobachter und Abonnenten ist daraus eine grosse Kommunikationsagentur geworden, deren angebliche Investigativ-Arbeit in Tat und Wahrheit heute zu den fragwürdigsten ihrer Art gehört.»

Tamedia scheine vergessen zu haben, dass das Grundprinzip der redaktionellen Unabhängigkeit immer mit einer Verantwortung einhergehe, so Pierre Maudets klare Worte zum Medienhaus von der Werdstrasse in Zürich. Vor allem der Streit um eine Gegendarstellung, die Tamedia erst nach langem juristischem Hickhack mit Maudet publiziert hatte, hat beim FDP-Politiker tiefe Narben hinterlassen.

Obwohl das Gericht entschieden hatte, dass eine von Maudet verlangte Gegendarstellung in abgeänderter Form publiziert werden muss, feierte Tamedia den Ausgang des Verfahrens wie einen Sieg: «Gericht stützt die Position von Tamedia im Fall Pierre Maudet», betitelte der Konzern seine Medienmitteilung vom 10. September 2019.

Diese Mitteilung brachte das Fass aus Sicht von Maudet zum Überlaufen: «Tamedia muss aufhören, die Menschen für dumm zu verkaufen, indem die öffentliche Meinung manipuliert wird, so wie Tamedia das letzte Woche mit ihrer Pressemeldung über die Verurteilung durch das erstinstanzliche Genfer Gericht gemacht hat.»

Der FDP-Mann findet sogar, dass der ganze Fall und die Berichterstattung «gewisser Redaktoren» von der Tamedia-Führung intern untersucht werden müsste.

Auch mit dem SRF liegt Maudet seit dem «Rundschau»-Bericht vom 3. Oktober 2018 im Clinch. Dass der Streit vom Sender sogar bis zu den Richtern in Lausanne getragen wird, kritisiert der Genfer Staatsrat deutlich.

«Was SRF betrifft, beschränke ich mich darauf, an die Erwägungen der UBI zu erinnern, wonach die erwähnte 'Rundschau' als 'redaktioneller Ausrutscher' (O-Ton Maudet: 'dérapage éditorial') zu qualifizieren ist. Die Sturheit von SRF scheint mir daher deplatziert, und das auch noch unter Verwendung von Gebührengeldern.»