Content:

Mittwoch
23.10.2024

Medien / Publizistik

Mangelnde Transparenz beim User-Tracking: Die Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück... (Bild Screenshot ricardo.ch)

Mangelnde Transparenz beim User-Tracking: Die Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück... (Bild Screenshot ricardo.ch)

In einem 52-seitigen Bericht rügt der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten (Edöb) ricardo.ch und die TX Group für mangelnde Transparenz beim Umgang mit den User-Daten und dem plattformübergreifenden Tracking für personalisierte Werbung. Die Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück.

Als Edöb Adrian Lobsiger das Dossier 2017 eröffnete, galt noch das alte Datenschutzgesetz. Unter die Lupe nahm er die Abläufe von Datenbearbeitungen auf der Ricardo-Plattform, von deren Erfassung bis hin zur Ausspielung personalisierter Werbung. Dabei ging es auch um die Weitergabe der Daten an die TX Group.

In seinem am Mittwoch publizierten und auf Antrag von TX Group und Ricardo streckenweise geschwärzten Schlussbericht stellte Lobsiger fest, dass Ricardo und die TX Group Personendaten bearbeiteten, da die Daten stets mit einem eindeutigen Pseudonym der User verknüpft waren. 

Zudem kam er zum Schluss, dass das plattformübergreifende Tracking zur Erstellung von Persönlichkeitsprofilen führte und die Ricardo-Mitglieder «nicht hinreichend über dieses Tracking und die nachfolgende Datenverwendung zwecks zielgerichteter Werbung informiert wurden», geht aus dem Bericht weiter hervor. 

«Die daraus resultierenden Persönlichkeitsverletzungen vermochten die von Ricardo und TX Group geltend gemachten überwiegenden privaten Interessen nicht zu rechtfertigen.» Auch sei keine rechtsgültige Einwilligung eingeholt worden, da die Ricardo-User zu wenig von diesen Datenbearbeitungen gewusst hätten. 

Der Beauftragte empfiehlt deshalb, die Transparenz-Mängel durch entsprechende Anpassungen der Auktionsplattform zu beheben und bei den Usern gültige Einwilligungen einzuholen.

Ricardo und TX Group bestreiten die Schlussfolgerungen des Datenschützers rundherum. Seine Empfehlungen nach mehr Transparenz bezeichnen sie als «rechtlich haltlos». Aus ihrer Sicht handelt es sich bei den an die TX Group übermittelten Daten überhaut gar nicht um Personendaten. Das Datenschutzgesetz sei daher die falsche Adresse. 

Und ohnehin seien die Empfehlungen des EDÖB gegenstandslos, da sie sich auf einen nicht mehr existierenden Sachverhalt und ein nicht mehr geltendes Gesetz beziehen würden.

Dass sich seine Abklärungen sieben Jahre lang hinzog, er Adrian Lobsiger damit, dass Ricardo die Datenbearbeitungen und die Datenschutzerklärungen mehrmals angepasst hätten.

Das Dossier kann noch nicht ad acta gelegt werden. Sollte der Datenschützer feststellen, dass die Mängel fortbestehen, behalte er sich vor, «nötige Anpassungen der Ricardo-Plattform durch geeignete Massnahmen zu veranlassen», liess Lobsiger am Mittwoch verlauten.

Die heute in Zug domizilierte Ricardo AG wurde 1999 unter dem Namen auktion24.ch gegründet. 2015 übernahm Tamedia (seit 2020 TX Group) die Aktiengesellschaft. Seit November 2021 gehört Ricardo zur SMG Swiss Marketplace Group, ein Joint Venture von TX Group, Ringier, der Mobiliar und General Atlantic.