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Freitag
01.09.2023

Medien / Publizistik

Die Idee, Redaktionen sowohl für die Tages- als auch für die Sonntagsausgabe arbeiten zu lassen, ist nicht neu... (Bild © NZZ)

Die Idee, Redaktionen sowohl für die Tages- als auch für die Sonntagsausgabe arbeiten zu lassen, ist nicht neu... (Bild © NZZ)

Das Verdikt ist gefällt: Die «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) und die «NZZ am Sonntag» werden spätestens Anfang 2024 in einer XL-Redaktion aufgehen und bereits im September soll ein neuer Redaktionsleiter für die «NZZ am Sonntag» bekannt gegeben werden, wie Recherchen des Klein Reports ergeben haben. 

Unter anderen wird auch Christian Dorer, der bei Ringier in Ungnade gefallen ist, als Nachfolger von Jonas Projer gehandelt.

Mit dem geräuschvollen Abgang von Jonas Projer Ende Juni war klar: Bei der «NZZ am Sonntag» ist Feuer im Dach. Nicht nur, weil man sich aufgrund von «strategischen Differenzen» vom Chefredaktor getrennt hat, sondern auch, weil man intern schon länger daran arbeitet, die beiden Titel unter einem Dach zusammenzuführen. Der Abgang des ehemaligen Dompteurs von Blick TV und «Arena» hat die Pläne nur noch beschleunigt.

Auf den ersten Blick macht diese Entscheidung des NZZ-Verwaltungsrats durchaus Sinn. Wer kann sich heute noch zwei Voll-Redaktionen leisten? Bei steigenden Kosten und sinkenden Leser- und Leserinnen-Zahlen? Warum also nicht besser Synergien nutzen und Ressourcen, sprich Manpower einsparen. Gerade für die Teppichetagen der Medienhäuser eine Win-win-Situation.

Die Idee, Redaktionen sowohl für die Tages- als auch für die Sonntagsausgabe arbeiten zu lassen, ist nicht neu. Ringier macht das schon länger und auch an der Zürcher Werdstrasse hat man sich neu aufgestellt. Und nun also die «Neue Zürcher Zeitung» und die «NZZ am Sonntag». Bei der Sport-Redaktion hat diese Fusion schon länger stattgefunden, nun sollen künftig auch andere Ressorts wie das Inland zusammengelegt werden.

Zum Inland gehört unter anderem die Bundeshaus-Redaktion. Und bei den betroffenen Redaktorinnen und Redaktoren läuten bereits die Alarmglocken. «Jeder weiss, dass die beiden Zeitungen doch eine sehr unterschiedliche Klientel bedienen», so eine langjährige Redaktorin gegenüber dem Klein Report. 

«Die ‚NZZ am Sonntag‘ ist eher links-liberal, die NZZ aber ganz klar rechts-liberal. Nun sollen meine Kollegen und Kolleginnen also plötzlich für beide Lager schreiben. Eher schwer vorzustellen», so die Journalistin weiter.

Was sich die Teppichetage auf dem Reissbrett so wunderbar ausgedacht hat, wird in der Realität noch einige Probleme bereiten, gibt die Redaktorin zu bedenken. «Und wer soll das Ganze führen? Es braucht auch bei einem Zusammenschluss der beiden Titel einen Redaktionsleiter, der für die ‚NZZ am Sonntag‘ zuständig ist.»  

Und manch ein Leser oder eine Leserin fragt sich, wer soll das sein? Zwei der vier Männer und Frauen, die nach Projers Abgang zur vorübergehenden Leitung ernannt wurden, haben die Zürcher Falkenstrasse bereits verlassen. Dazu gehören Anja Burri und Thomas Stamm. Burri kehrt zum «Tagi» zurück, wie der Klein Report kürzlich vermeldet hat, und Thomas Stamm zieht sich für eine berufliche Auszeit zurück. 

Bleiben also noch Christoph Zürcher und Daniel Foppa. «Gerade Foppa geniesst bei seinen Kollegen und Kolleginnen einen exzellenten Ruf», so ein Redaktor gegenüber dem Klein Report. «Aber ob die Teppichetage dem Wunsch der Basis nachkommen wird und ihn tatsächlich als Redaktionsleiter installieren wird, ist mehr als fraglich.»

Und so werden als Nachfolger von Projer mehrere Kandidaten und Kandidatinnen gehandelt. Auch der Name von Christian Dorer, der bei Ringier fälschlicherweise in Ungnade gefallen ist, fällt immer mal wieder. «Journalistisch kein Problem. Er muss einfach lernen, nicht nur Männer zu fördern, sondern auch Frauen eine Chance zu geben», so der Redaktor weiter. 

Apropos Frauen: Mit Nicole Althaus hat sich die stellvertretende Chefredaktorin der «NZZ am Sonntag» bereits aus dem Rennen genommen. Aber vielleicht hat ja Claudia Schwartz Lust und Laune auf den Chefinnen-Posten. Als Lebensgefährtin des NZZ-Chef Eric Gujer wäre das ja eh eine Win-win-Lösung.