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Montag
28.11.2016

Medien / Publizistik

Brenn boykottierte CS-Medienkonferenz

Brenn boykottierte CS-Medienkonferenz

Michael Furger von der «NZZ am Sonntag» hat einen Kommentar zum Disput von SRF, SDA und der NZZ zum Thema Vorabinformationen geschrieben.

«Wenn es noch einen Beweis für die journalistische Eitelkeit das Schweizer Fernsehens gebraucht hat, dann hat ihn Chefredaktor Tristan Brenn diese Woche geliefert», so Furger.

«Per Twitter liess er trotzig verlauten, dass seine Sender nicht über den neuen Vermögensreport der Credit Suisse berichten werden. Der Grund: Die «NZZ am Sonntag» hatte vorab Informationen dazu recherchiert und sie am Sonntag publiziert. Die Geschichte wurde von anderen Medien aufgenommen und war auf allen Kanälen. Es war offensichtlich eine gute Story», schreibt der «NZZ am Sonntag»-Journalist.

«Dass sie von der «NZZ am Sonntag» war, spielt hier keine Rolle. An einem anderen Tag ist es ein anderes Medium, das mit einer exklusiven Geschichte aufwartet. Relevant ist die Reaktion des Fernsehens, das beleidigt die CS-Medienkonferenz boykottierte, gemeinsam mit der Nachrichtenagentur SDA. Die beiden Anstalten haben offenbar Mühe zu akzeptieren, dass sie in der Medienwelt des 21. Jahrhunderts nicht mehr selbstverständlich die Ersten und die Schnellsten sind», schreibt Furger.

«Nur zur Erinnerung: Die Schweizer Medienhäuser sind private Unternehmen und können sich nicht wie die SRG auf stetig sprudelnde Gebührengelder verlassen. Sie befinden sich mit ihren Produkten in einem harten journalistischen Wettbewerb. Und dabei zählen auch Faktoren wie Exklusivität und Schnelligkeit. Exklusivinfos erhält, wer recherchiert und sich gute Kontakte erarbeitet. Das war hier der Fall. Es ist journalistisches Handwerk.», findet Furger.

«Möglicherweise ist diese Erkenntnis schon bis ins Leutschenbach vorgedrungen, denn Sendungen wie «10 vor 10» oder «Rundschau» warten auch immer wieder mit Exklusiv-Infos auf. Und sie werden auch regelmässig von Unternehmen oder Institutionen vorinformiert. Das gibt ihnen Zeit, Hintergrundbeiträge zu produzieren, damit sie am Ende die Nase vorn haben», so Furger.

«Auch bei der SDA treffen Unterlagen von Medienkonferenzen schon vorher ein. Der Boykott ist also nicht nur kindisch, sondern auch heuchlerisch. Und er ist dumm, weil sich die beiden Unternehmen damit überflüssig machen. Die SRG hat einen Informationsauftrag. Wir zahlen Gebühren, damit sie uns mit den relevanten Nachrichten versorgt. Ein bedeutender Report einer Schweizer Grossbank ist relevant. Die SDA wiederum kassiert Gebühren von all den Medien, die sich auf einen umfassenden Agenturdienst verlassen», erklärt Furger.

«Doch wenn die SRG und die SDA nicht liefern, weil sie gerade beleidigt sind, dann holen sich die Kunden und Konsumenten die Nachrichten woanders. Und dann gibt es einen Grund weniger, die SDA zu abonnieren oder den Fernseher einzuschalten», so Furger abschliessend.