Wer kann, der geht, heisst die Devise bei der «Neuen Zürcher Zeitung». Gleich drei Redaktorinnen und ein Redaktor haben die Reissleine gezogen und sich für die Frühpension entschieden.
Claudia Baer, Susanna Müller, Dorothee Vögeli und Adi Kälin haben sich entschieden, die NZZ-Redaktion zu verlassen und haben ihren letzten Arbeitstag bereits hinter sich, während andere bis spätestens Ende Jahr der Zeitung an der Zürcher Falkenstrasse den Rücken kehren werden.
Dass bei vielen Redaktionen ein Kommen und Gehen ist, gehört zum Berufsalltag. Und viele harren auch nicht bis zur Rente aus, sondern ziehen sich vorzeitig aus dem Erwerbsleben zurück, falls sie es sich finanziell leisten können.
So könnte man die Abgänge bei der «Neuen Zürcher Zeitung» schon fast als normal bezeichnen. Doch ein Blick hinter die Kulissen offenbart, dass es vor allem langjährige Redaktorinnen und Redaktoren sind, die die Pension vor Augen haben, die früher abtreten als erwartet. Und das nach einem gefühlten, langen Arbeitsleben bei derselben Redaktion.
Wie zum Beispiel Claudia Baer, Jahrgang 1957, die über 30 Jahre lang in verschiedenen Positionen an der Falkenstrasse tätig war. Dazu gehörten die Ressorts Zürich und Inland, das ehemalige «NZZ-Ticket», die Konkurrenz zum «Züri-Tipp» von Tamedia, und zuletzt die Redaktions-Produktion.
Baer hat Ende August ihren Abschied gefeiert. Und man würde sich vorstellen, dass eine so langgediente Redaktorin wie sie gebührend von ihrem Arbeitgeber verabschiedet worden wäre. Denkste: Baer musste ihren Abschied von der NZZ organisieren, wie der Klein Report aus verschiedenen Quellen vernommen hat.
Ebenfalls die Kündigung eingereicht hat die langjährige Redaktorin Susanna Müller, die die NZZ im November verlassen wird. Sie hatte ihre Karriere im Ressort Korrektur begonnen und dann während vielen Jahren Reisereportagen verfasst.
Auch Dorothee Vögeli hat sich entschieden, dem Berufsleben als Redaktorin den Rücken zu kehren, und wird Ende Jahr das Unternehmen verlassen. Sie war seit 2001 bei der NZZ und war viele Jahre lang im Ressort Zürich tätig.
Aber auch jüngere Journalistinnen wie Franziska Pfister verlassen die NZZ-Gruppe. Pfister, mit Jahrgang 1974, wechselt die Seiten: Die Wirtschaftsredaktorin bei der «NZZ am Sonntag» geht in die Unternehmenskommunikation.
Auf ihrem Linkedin-Profil schreibt sie: «Nach elf Jahren habe ich mich entschlossen, die ‚NZZ am Sonntag‘ zu verlassen. Nun freue ich mich auf mein neus Team: Im Januar starte ich als Internal Communications Manager bei Sunrise.»
Last but not least hat sich auch Adi Kälin entschieden, der NZZ den Rücken zu kehren, wie die «Werbewoche» unlängst vermeldet hat. Kälin kam einst vom «Tages-Anzeiger» an die Falkenstrasse und war 14 Jahre im Ressort Zürich tätig.
Wie man hört, bereuen die vier Journalisten ihre Entscheidung nicht und freuen sich nun auf einen neuen, spannenden Lebensabschnitt ohne Abgabefristen, Spardruck und Entlassungswellen.
Dass die «Neue Zürcher Zeitung» keine Reisenden aufhält, gehört zum Geschäft, und doch fragt sich mancher NZZ-Journalist, warum die Chefetage langjährige Mitarbeitende so stillos in die Frühpension verabschiedet. Früher gab es nicht nur mehr Lametta, sondern auch mehr Stil.
Karin Heim, Leiterin der NZZ-Unternehmenskommunikation, konnte oder wollte sich am Montagnachmittag auf mehrmalige Anfrage des Klein Reports weder per Telefon noch Mail dazu äussern.