Der SRG-Verwaltungsrat hat Susanne Wille (50) am Samstag zur neuen SRG-Generaldirektorin gewählt.
Entschieden haben: Präsident Jean-Michel Cina, Giovanna Masoni Brenni, Vincent Augustin, Ursula Gut-Winterberger, Andreas Häuptli, Hugues Hiltpold, Alice Šáchová-Kleisli, Sabine Süsstrunk und Hans-Ueli Vogt.
Die ausserordentliche Generalversammlung der Schweizerischen Radio und Fernsehgesellschaft (SRG) mit 41 Delegierten hat danach die Wahl des Verwaltungsrates der SRG formell abgenickt, da es nur einen Vorschlag gegeben hat.
Die ehemalige «10 vor 10»-Moderatorin leitet seit 2020 die Kulturabteilung des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF). Sie hat ihre berufliche Karriere bei den AZ Medien (heute CH Media) begonnen.
Im Vorfeld war es zu grossen Diskussionen gekommen, ob Wille zwei weitere Managementstufen überspringen könne. Das Stellenprofil war explizit von einer Führungserfahrung von über 500 Personen ausgegangen, wogegen die Medien von CH Media öffentlich opponierten.
«Es gibt Journalisten, die in einer ungebrauchten, leeren Tasse Kaffeesatz lesen wollen», wetterte SRG-Präsident Jean-Michel Cina darauf auf X. Ziel des Journalisten-Bashings war Francesco Benini, der von einem «Manöver der SRG gegen Wille und Wappler» geschrieben hatte.
Diskutiert wurde auch eine Co-Leitung gemeinsam mit Bakel Walden, Direktor Entwicklung und Angebot SRG. Auf eine Frage, weshalb es nicht zu einer Doppelspitze gekommen sei, sagte Jean-Michel Cina an der Pressekonferenz: Man sei so überzeugt gewesen von der Bewerbung Willes, dass es nicht fair gewesen wäre gegenüber einer zweiten Person. Der Verwaltungsrat wollte der ausserordentlichen Delegiertenversammlung deshalb nur eine Person vorschlagen.
Susanne Wille bedankte sich bei Präsident Jean-Michel Cina an der anschliessenden Pressekonferenz. Sie wolle für eine SRG nah bei den Menschen einstehen.
Mehrere Minuten präsentierte sich Wille gewandt und sprach sehr detailliert über ihre Ideen und die Herausforderungen für die SRG. «Ich bin bereit, die SRG in die Zukunft zu führen», so Wille. Eine weitere Aufgabe werde für sie aber auch sein, die SRG zu verändern, zu modernisieren.
«Als Generaldirektorin will ich unseren Werten treu bleiben. Ich will die SRG aber auch hinterfragen, weiterentwickeln und in die Zukunft führen». Und sie werde sich auch für starke private Medienhäuser einsetzen, wobei sie auf eine anschliessende Frage darauf, was sie hier gedenke zu tun, doch noch nicht antworten mochte.
«Ich freue mich sehr über die Wahl und über das grosse Vertrauen», sagte die aktuelle Kulturchefin, die Schritt für Schritt ihre aktuellen Geschäfte abgeben werde, um die Position von Noch-Generaldirektor Gilles Marchand per 1. November 2024 zu übernehmen.
«Bis dahin bleibt Gilles Marchand mit allen Rechten und Pflichten im Amt», wandte sich Cina jovial in Richtung Marchand, der früher als geplant seine Position abgibt.
Der umstrittene Marchand sprach am Donnerstag mit den Vertreterinnen und Vertretern der privaten Medienhäuser am Swiss Media Forum. Auf dem gemeinsamen Podium wurde unter anderem über die «200 Franken sind genug!»-Initiative geredet. In seiner bekannten starrsinnigen und leicht kämpferischen Wortwahl baute Marchand wieder Fronten auf.