Monatelanger Abstimmungskampf hin oder her: Zwei von drei Stimmenden war schon vorher klar, wo sie am 4. März auf dem Stimmzettel ihr Kreuz machen würden. Wichtigstes Kontra-Argument war die Sorge um den Service public. Daneben war die Ja/Nein-Frage in erster Linie eine Frage von links oder rechts.
Mit einer Stimmbeteiligung von 54,8 Prozent mobilisierte die «No Billag»-Initiative deutlich stärker als ein durchschnittlicher Urnengang der vergangenen sieben Jahr mit 46,4 Prozent. Trotz hoher Beteiligung zeigte sich das übliche Bild: Nur 35 Prozent der 18- bis 29-Jährigen schafften den Weg bis an die Urne. Dies im Gegensatz zu den 60- bis 69-jährigen Wählerinnen und Wählern mit 70 Prozent.
Die Jungen, die abgestimmt haben, lehnten die Initiative am deutlichsten ab (80 Prozent), also «ausgerechnet die Generation Netflix», wie es in der am Donnerstag publizierten Voto-Studie heisst. Am meisten Befürworter fand die Vorlage bei den 40- bis 49-Jährigen (40 Prozent).
Neben den Unterschieden nach Altersgruppen zeigte sich eine deutliche Abhängigkeit des Stimmentscheids von finanziellen Verhältnissen: Je weniger jemand verdient, desto eher unterstützte er die Abschaffung der Billag-Gebühr.
Daneben korrelierte die Ja/Nein-Verteilung klar mit dem politischen Zugehörigkeitsgefühl: Stimmende, die sich selber links (16 Prozent) oder ganz linksaussen (6 Prozent) einstufen, unterstützten die Vorlage kaum. Deutlich mehr Befürworter fand «No Billag» im politischen Lager rechts (35 Prozent) und ganz rechtsaussen (49 Prozent). Nach Parteien aufgeteilt legten nur SVP-Wähler mehrheitlich ein «Ja» in die Urne (54 Prozent).
Beachtlich: Selbst das subjektive Empfinden, wie die Qualität des SRG-Angebots eingeschätzt wird, ist offenbar von politischen Rastern abhängig. So beurteilen überproportional viele CVP-Sympathisanten die Qualität der Programme als «gut bis sehr gut» (83 Prozent), bei einem parteiübergreifenden Durschnitt von 69 Prozent.
Unter diesen Gesichtspunkten sind auch Sinn oder Unsinn des monatelangen Abstimmungskampfes um «No Billag» kritisch zu hinterfragen. Knapp zwei Drittel der Stimmenden haben sich nach eigenen Angaben ihr Urteil bereits von Anfang an gebildet. Das ist mit einer der höchsten Anteile von «Frühentschlossenen» der letzten 18 Jahre.
So dürften auch die Argumente aus dem Abstimmungskampf vor allem dann überzeugt haben, wenn sie die eigene, bereits gebildete Meinung bekräftigten: Besonders vielen aus dem Pro-Lager sind die Gebühren zu hoch (27 Prozent). 25 Prozent gaben SRG-kritische Argumente als Grund für «No Billag» an. Das libertäre Argument, «staatliche Zwangsgebühren» abzuschaffen, stiess im Gegensatz dazu nur bei 12 Prozent auf Anklang.
Wichtigster Grund, die Initiative abzulehnen, war für 43 Prozent der Service public, insbesondere im Sinne eines vielfältigen und qualitativ hochwertigen Informationsangebotes in allen Landesteilen. 65 Prozent der Stimmenden glaubten, dass eine SRG ohne Billag-Gebühren nicht weiter existieren würde. Dass dann die Privaten in die Bresche springen würden, glaubten nur wenige. Somit war ihnen die Initiative schlicht und einfach zu radikal. 58 Prozent finden aber gleichzeitig, dass die SRG zu gross und zu teuer geworden ist.
Diese Ergebnisse gehen aus der am Donnerstag publizierten Voto-Studie zur eidgenössischen Abstimmung vom 4. März 2018 hervor, bei der 1531 Stimmberechtige befragt wurden. Im Auftrag des Bundesrates führten das Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften (Fors), das Zentrum für Demokratie Aarau (ZDA) und das Befragungsinstitut Link die Studie durch.