Das Projekt «Info 21» für einen Umzug grosser Teile des Radiostudios Bern ist gescheitert. An dessen Stelle tritt eine neue, noch eher vage Audiostrategie von SRF-Direktorin Nathalie Wappler. Doch von einer «Kehrtwende» will sie partout nichts wissen.
«Entscheide sind noch nicht gefallen», betonte Wappler gleich zu Beginn einer Telefonkonferenz für die Medien, die am Donnerstag um 16:30 Uhr abgehalten wurde. «Ich hatte nun 100 Tage Zeit, um alles anzuschauen, habe viel Gespräche geführt. Jetzt habe ich meine Erkenntnisse vorgestellt», sagte die SRF-Direktorin.
Resultat von Wapplers Analysen ist die neue Audiostrategie, die einiges in Frage stellt, was schon längst in Stein gemeisselt schien. Der Umzugs-Entscheid des SRG-Verwaltungsrates ist nicht mehr endgültig. Stattdessen wurde wieder eine Art «Projektphase» eingeläutet, in der fast jeder Stein nochmals umgedreht wird.
Nathalie Wappler erklärte, dass die neue Audiostrategie «standortunabhängig» sei. Als wichtigen Eckpunkt nannte sie SRF 4 News. Das Newsradio solle sich zu einem Sender an der Grenze zwischen analog und digital entwickeln und deshalb aus rein pragmatischen Gründen nach Zürich ziehen. «Hier sind die Entwicklungs-Ressourcen vorhanden», so Wappler.
Bei den Magazinsendungen «Echo der Zeit», «Tagesgespräch» und «Rendez-vous» ist die Situation eine andere. Diese sollen nun doch in der Bundesstadt bleiben - oder am Ende doch nicht? Auch hier betonte Wappler, dass «noch kein Entscheid» gefallen sei. Auch hier wollte sie nichts von einer «Kehrtwende» wissen.
Generell blieb die SRF-Direktorin in vielen ihrer Aussagen sehr vage. Auf eine Zahl, wie viele SRF-Angestellte gemäss neuer Audiostrategie ins Leutschenbach ziehen sollen, wollte sie sich nicht festlegen. Dafür sei es noch zu früh. Das Grobkonzept soll Ende September vorliegen, das Detailkonzept dann Ende Jahr.
Dass das ganze Umzugs-Prozedere auf politischen Druck hin neu aufgerollt wird, stritt Nathalie Wappler vehement ab. Die neue Audiostrategie sei eingeleitet worden, noch bevor sich der Nationalrat gegen den Umzug des Radiostudios ausgesprochen habe, betonte sie mehrmals.
Der Klein Report wollte von Nathalie Wappler wissen, wann genau für sie klar war, dass das Projekt «Info 21» nicht umgesetzt wird - obwohl es ja bereits einen Beschluss des SRG-Verwaltungsrates gab. Wappler dazu: «Zu seiner Zeit konnte ich den Entscheid des Verwaltungsrates gut nachvollziehen. Aber die Situation hat sich geändert.»
Wappler präzisierte weiter, dass sich die «Zielkonflikte» zwischen regionaler Verantwortung und unternehmerischer Effizienz inzwischen deutlicher gezeigt hätten. Unter anderem nach dem Entscheid im Nationalrat gegen den Radiostudio-Umzug sei klar geworden, dass das anvisierte Timing «so nicht eingehalten werden kann».
Nicht der politische Druck, sondern die sinkenden Werbeeinnahmen würden SRF demnach zu einer neuen, pragmatischeren Lösung zwingen. Doch wo soll nun gespart werden: Bei den Mauern, den Leuten oder im Programm?