Mediapulse ist seit Längerem wegen fehlerhafter TV- und Radiozahlen in den Schlagzeilen. Nun will die Forschungsfirma zumindest im Bereich Radio das Problem behoben haben. Das sogenannte Simulcasting, das zeitgleiche Ausstrahlen von Radioprogrammen, ist in die am Dienstag veröffentlichten Radiohörerzahlen einbezogen worden.
«Für das zweite Semester 2014 ist die Thematik Simulcasting gelöst», sagte Nico Gurtner, Leiter Kommunikation von Mediapulse, dem Klein Report. «Die Umsetzung für 2015, bei der die Korrektur direkt ins System integriert wird und für alle Sender von Beginn weg zur Anwendung kommt, folgt in den nächsten Wochen.»
Für die aktuelle Veröffentlichung der Hörerzahlen wurden die Zahlen der Sendergruppen Energy und BNJ rückwirkend berechnet. Für die SRG war dies allerdings nicht möglich, weshalb für das zweite Semester 2014 nur die Sendergruppe aufgeführt ist.
Dazu erklärte Gurtner: «Die SRG-Sendergruppen, welche wie Energy und BNJ synchrone Sequenzen aufweisen, sind jedoch deutlich komplexer vernetzt. Diese Vernetzung machte die rückwirkende Anwendung der Korrektur technisch unmöglich. Für diese Sender musste deshalb eine andere Lösung gefunden werden.»
Mediapulse habe sich mit den anderen Marktteilnehmern darauf geeinigt, dass die SRG-Sender in der Gruppe ausgewiesen werden. Damit seien die im Markt verfügbaren Daten zum zweiten Semester korrekt und bereinigt, meint der Mediapulse-Sprecher. Ab dem 1. Semester 2015 werden die Sender der SRG dann wieder einzeln aufgeführt.
Obwohl private Radiosender bereits 2013 über absurd hohe Abweichungen bei der Radiomessung klagten, packte Mediapulse das Problem erst im Frühsommer 2014 an. «Die Weiterentwicklung des Messsystems ist eine komplexe Angelegenheit, die mit vereinten Kräften und hoher Priorität vorangetrieben wurde. Die Lösung wurde deshalb von Beginn weg auf 2015 in Aussicht gestellt», meinte Gurtner ausweichend auf die Frage des Klein Reports, weshalb die Anpassung erst so spät vorgenommen wurde.
Die Zahlen für das erste Semester hält Gurtner nach wie vor für gültig: «Im ersten Semester 2014 waren die Auswirkungen von synchronen Ausstrahlungen noch weniger ausgeprägt als im zweiten Semester.»
Die neue technische Lösung, die das Simulcasting mit einbezieht, umfasse vereinfacht gesagt zwei Komponenten: «Erstens einen Abgleich aller Sender untereinander. Diese sogenannte Kreuzkorrelation erkennt einwandfrei, wann zwei oder mehr Sender denselben Ton aufweisen - also synchron ausstrahlen. Und zweitens eine Bereinigungsregel für synchrone Ausstrahlungen. Diese neue Bereinigungsregel korrigiert die Auswirkungen des synchronen Ausstrahlens.»
Die Kunden seien über die verschiedenen Gremien wie Stiftungsrat, Verwaltungsrat, Forschungskommission und User Commission in den Lösungsprozess einbezogen worden. «Sie haben mit ihren Anliegen und Bedürfnissen die Eckpfeiler für die künftige Forschung gesetzt», meinte Gurtner abschliessend.