Die neue Chefin des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) heisst Nathalie Wappler. Massgeblich an ihrer Wahl beteiligt war SRG-Generaldirektor Gilles Marchand, der bei den Selektionsgesprächen immer mit dabei war. «Wir teilen die gleichen Werte, wie der Service public von heute aussehen muss», so Marchand im Gespräch mit dem Klein Report.
Die zum Teil verpassten Reformen innerhalb der SRG prägten den ersten Auftritt der neuen SRF-Direktorin Nathalie Wappler. «Nach der `No Billag`-Abstimmung haben die Stimmbürger der SRG einen klaren Auftrag mitgegeben», sagte die Nachfolgerin von Ruedi Matter, der seit 2011 an der Spitze des SRF steht.
Die 1968 in St. Gallen geborene Nathalie Wappler Hagen kennt die Prozesse innerhalb des Schweizer Radio und Fernsehens bestens: Nach ersten Berufsjahren als Redaktorin bei ARD und ZDF war die Ostschweizerin seit 2005 in verschiedenen Funktionen für das SRF tätig und holte unter anderem den späteren SRG-Generaldirektor Roger de Weck zur «Sternstunde». Sie begleitete als Projektmanagerin ab 2009 mehrere Veränderungsprozesse beim SRF, entwickelte Strategien für ein modernes Kulturradio, neue Film- und Serienstrategien und trimediale Arbeitsplatzmodelle.
2011 folgte der Aufstieg zur Abteilungsleiterin Kultur - eine Funktion, in der sie gleichzeitig Mitglied der Geschäftsleitung von SRF, 3sat und Verwaltungsrätin des Programmvermarktungsunternehmens Telepool wurde. Im November 2016 wechselte Wappler dann als Programmdirektorin zum Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) nach Halle.
Bei ihrer Rückkehr zu alter Wirkungsstätte sagte Wappler am Montag: «Wir müssen den Service public schärfen». Und mit Blick auf die neuen ökonomischen Zwänge beim SRF ergänzte sie: «Wir müssen effizienter und in bestimmten Prozessen auch besser werden».
Wapplers Visionen decken sich dabei weitgehend mit denjenigen von SRG-Generaldirektor Gilles Marchand, wie dieser im Gespräch mit dem Klein Report sagte: «Im Herzen teilen wir dieselben Werte. Wir sind uns in grundsätzlichen Dingen einig und haben dieselben Ideen und Prioritäten», so Marchand.
Das zeigte sich denn auch vor den Medien: So betonten sowohl der SRG-Generaldirektor als auch die künftige SRF-Direktorin, dass man in Zukunft ein besonderes Augenmerk auf die Unterscheidbarkeit von den Angeboten privater Medien legen müsse.
Konkret könnte das heissen: Mehr Kultur, mehr Fiktion, dafür aber weniger Unterhaltung und weniger Sport, wenn es um aufwändige Produktionen oder teure Sportrechte geht, wie Gilles Marchand auf Nachfrage des Klein Reports sagte: «Wir müssen mehr im Bereich der Unterscheidbarkeit machen, beispielsweise mit viersprachigen Informationsangeboten und im Bereich der Kultur, wo diese auf dem Markt nicht finanzierbar ist.»
Nathalie Wappler stehe im Grundsatz für diese Idee, betonte Marchand. Im Team der SRG-Zukunft, das für den geschärften Service public steht, spiele sie deshalb eine wichtige Rolle. «Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe», erklärte Nathalie Wappler selber und stellte die Rolle der SRG dann auch in einen globalen Kontext: «Die Polarisierung der Gesellschaft geht weiter auseinander. Unsere Aufgabe ist es, eine gemeinsame Gesellschaft zu gestalten. Wir müssen aus der Filterblase heraus und für Meinungsvielfalt und Meinungsbildung sorgen.»