Ungewöhnlicher Interviewpartner bei der «Schweizerischen Gewerbezeitung»: In der aktuellen Ausgabe des Blattes nimmt SRG-Generaldirektor Gilles Marchand Stellung zu Admeira, der Zukunft der SRG und den Arroganzvorwürfen gegen die Spitze des Medienhauses.
Dies, obwohl es sich bei der Zeitung um die hauseigene Publikation des Schweizerischen Gewerbeverbandes (SGV) handelt, der sich spätestens seit dem umstrittenen «Plan B» für die SRG zu einer der prominentesten Stimmen im «No Billag»-Ja-Lager aufgeschwungen hat.
Entsprechend kritisch sind die Interviewfragen von Chefredaktor Gerhard Enggist. Dieser fragt Marchand unter anderem, ob die SRG bereit sei, aus der Werbeallianz Admeira wieder auszusteigen.
«Die SRG ist bereit, ernsthaft über jede Lösung nachzudenken, die für den Schweizer Markt von Nutzen sein könnte. Dies unter zwei Voraussetzungen: Zum einen sind wir ein loyaler Aktionär, das heisst, jede Lösung muss mit unseren Partnern abgestimmt werden. Andererseits können wir im aktuellen Kontext die Vermarktung unseres Werbeinventars nicht schwächen», so Marchand. Abgesehen davon sei man offen für jedes «ernsthafte professionelle Szenario».
Über weitere Zukunftsszenarien der SRG sagt Marchand, dass sich das Medienhaus darauf einstellen müsse, dass es mittelfristig weniger klassische Medien geben werde, die in Echtzeit konsultiert werden.
Hingegen werde es viel mehr digitale Plattformen geben, «die es uns ermöglichen werden, unser eigenes Angebot an personalisierten Programmen aus all dem, was wir produzieren, selber zusammenzustellen», glaubt der Generaldirektor.
Bei der Kostenfrage gehe es jedoch viel mehr um die Produktion als um den Vertrieb. Hier würden die wirklichen Effizienzprobleme liegen: «Was wollen wir produzieren, für welche Zielgruppe(n) und wie? Gegenwärtig haben wir ein umfassendes Mandat, und wir müssen alle Bürgerinnen und Bürger für alle Sprachen interessieren. Darüber müssen wir reden. Die Anzahl der Kanäle ist in einer digitalen Wirtschaft ein sekundärer Faktor», so Marchand.
Etwas ausweichend reagierte der ehemalige RTS-Direktor auf die Frage nach dem schlechten Image der SRG-Spitze. «Verzeihen Sie, dass ich hier nur für mich selbst spreche», beginnt er seine Antwort und fügt an, dass er sicherlich eine Menge Fehler habe.
«Aber ich glaube wirklich nicht, dass Arroganz und Machtgier mich charakterisieren. Erkundigen Sie sich in der Westschweiz. Mit den Deutschschweizern bin ich noch nicht so vertraut, schliesslich bin ich erst seit drei Monaten im Amt.»