Gegen die Übernahme von Roger Schawinskis Jugendsender Planet 105 durch Tamedia formiert sich Widerstand: Die Gewerkschaft Syndicom und das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) befürchten, dass das geplante «20 Minuten Radio» zum Praktikantenbetrieb mit billigen Arbeitskräften werden könnte.
Auch die Einhaltung berufsethischer Standards wird angezweifelt: Die Gewerkschaften vermuten, dass ausgerechnet der Jugendsender mit der Vermischung von kommerzieller Werbung und redaktionellem Inhalt (Native Advertising) seine Werbeumsätze aufbessern möchte, wie sie am Mittwoch mitteilten.
Die Kritik wurde im Rahmen einer Anhörung des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) laut. Bis am 7. Oktober konnten sich interessierte Kreise beim Bakom zum «Gesuch der Radio 1 AG (Radio Planet 105 – Jugendradio der Stadt Zürich) um Übertragung der Veranstalterkonzession auf die Tamedia AG» äussern.
«Massgebende Fragen» seien in diesem Gesuch nicht beantwortet worden, kritisieren Syndicom und SSM. Angaben zu den Arbeitsbedingungen und zum Betreuungsverhältnis der zahlreichen Praktikanten würden fehlen. «Gibt es auf der Redaktion von ‚20 Minuten Radio’ genügend ausgebildete Berufsleute, die das Heer von Praktikantinnen und Praktikanten professionell begleiten können?», wollen die Gewerkschaften wissen.
Wie aus dem Konzessionsübertragungsgesuch der Radio 1 AG und der Tamedia hervorgeht, plant «20 Minuten Radio» mit einer Programm-Crew, die «mit Ausnahme einer Person» alle unter 30 Jahren alt sind. Innerhalb dieses jungen Teams sollen auch noch zwei Praktikanten und ein Lernender Unterschlupf finden.
Laut Syndicom und SSM seien die Modalitäten dieser Praktika (Lohn, Dauer des Praktikums, Aussicht auf Festanstellung) nicht genügend dargelegt worden. Auch Details zu Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für junge Angestellte fehlen den Gewerkschaften.
Neben weiteren Kritikpunkten wird zudem der Businessplan der Tamedia kritisch beäugt: Die mittelfristige Planung des Medienkonzerns sieht nämlich vor, den Werbeumsatz von «20 Minuten Radio» von 1,15 Millionen Franken im Jahr 2020 bis auf 1,65 Millionen im Jahr 2023 zu steigern – bei einer gleichzeitigen Kostensenkung um 75'000 Franken.
Angesichts sinkender Werbeeinnahmen finden Syndicom und SSM die Erreichung dieser Ziele «höchst zweifelhaft»: «Oder rechnet der Verlag damit, dass man mit Native Advertising die wegbrechende klassische Werbung ersetzt und der Umsatz somit massiv gesteigert werden kann?», fragen sie sich. Das könne gerade für einen Jugendsender nicht der richtige Weg sein.