«Ich verlasse den Tanker Tamedia und steige nach 32 Jahren bei ‚Tages-Anzeiger‘, ‚Facts‘ und ‚SonntagsZeitung‘ auf den Kahn um, an dem ich zehn Jahre in der Freizeit und im Teilzeitamt gearbeitet habe.»
Und das ist der Verein Öffentlichkeitsgesetz, für den der Journalist Martin Stoll seit Jahren arbeitet und den er aufgebaut hat.
Stoll, zurzeit Korrespondent Bundesverwaltung «SonntagsZeitung», wird in Zukunft in einem 80-Prozent-Pensum für den Verein tätig sein, wie er dem Klein Report mitteilte. «Ich freue mich sehr darauf.» Er schaue zurück auf spannende Jahre, in denen er Missstände aufdecken und viele spannende Geschichten recherchieren durfte.
Zu Stolls «Greatest Hits», wie es in einer internen Tamedia-Mitteilung heisst, «gehört das Aufdecken der CIA-Verbindungen der Rheintaler Ingenieurfamilie Tinner».
Und zwar durch die Veröffentlichung eines verfänglichen, als vertraulich klassifizierten Strategiepapiers des damaligen Schweizer Botschafters in den USA, Carlo Jagmetti. Die Geschichte wurde in der Phase des Streits um nachrichtenlose Vermögen in vielen Teilen in der «SonntagsZeitung» publiziert.
Und die Affäre um Roland Nef, ehemaliger Chef der Schweizer Armee. Dieser trat 2008 zurück, nachdem durch die Recherche von Martin Stoll bekannt wurde, dass gegen Nef ein Strafverfahren lief, während er im Ernennungsverfahren für die Position war. Ausser dem damaligen Vorsteher des Verteidigungsdepartements wusste der Rest des Bundesrates nichts von dem juristischen Verfahren.
Gegen Roland Nef wurde ermittelt, weil er seiner ehemaligen Lebenspartnerin über Monate hinweg nachgestellt hatte, worauf sie ihn anzeigte. Mitte Juli 2008 wurde der Sachverhalt publik.
Nach vielen Recherche-Geschichten traten dann Armee-Chef Roland Nef und auch Bundesrat und Verteidigungsminister Samuel Schmid zurück.
Für die Artikelserie erhielt Martin Stoll zusammen mit Co-Autorin Catherine Boss und Co-Autor Karl Wild 2009 den Zürcher Journalistenpreis in der Kategorie Zeitung. Das Team habe «mit nur gerade zwei Artikeln das seit Jahren grösste politische Erdbeben in der Schweiz ausgelöst», hiess es damals unter anderem vonseiten der Jury.