Zeitintensive Recherchen von Journalistinnen und Journalisten werden nicht überall gleich gut entlohnt: Am tiefsten greifen das «Migros Magazin», der «Beobachter» und das «Link» Magazin der SRG in die Tasche.
Hingegen ist die finanzielle Ausbeute für freie Medienschaffende bei Vice Schweiz oder bei den meisten regionalen Titeln eher mager. Das zeigt eine nicht repräsentative Übersicht des Vereins Junge Journalisten Schweiz (JJS) mit Daten über 47 Medien aus der Schweiz.
Gemäss Einzelangaben der befragten Journalisten gibt es bei der «NZZ am Sonntag» für einen Artikel mit 6`500 Zeichen um die 600 Franken pauschal. Für Beiträge mit vergleichbarer Länge wurden vom «Magazin» des «Tages-Anzeigers», der «Medienwoche» oder der NZZ Beträge zwischen 400 und 550 Franken bezahlt.
Mit tiefen Ansätzen sticht vor allem Vice Schweiz ins Auge: Dort gab es für Storys mit 7`000 Zeichen und 7`500 Zeichen pauschal 250 Franken. Ein Auftragstext mit 13`000 Zeichen – das sind geschätzt fünf A4-Seiten Papier – wurde mit 300 Franken belohnt.
«Auch die WOZ vergütet die freien Schaffenden eher tief, allerdings gibt es bei aufwändigen Recherchen die Möglichkeit für einen Zustupf des Fördervereins», kommentierte der Verein JJS. Auf das neue Jahr hatte die WOZ den Ansatz für 10`000 Zeichen von 500 auf 600 Franken erhöht. Der Klein Report berichtete.
Ein Vergleich der Tagesansätze zeigt ebenfalls grosse Differenzen. Bei «20 Minuten» erhalte ein freier Journalist 300 Franken, während der «Tages-Anzeiger» für einen Online-Beitrag 400 bezahlte.
Bei der «bz Basel» soll der Tagesansatz 450 Franken betragen. Ein anonymer Journalist, der seinen Aufwand auf zwei Tage bezifferte, schrieb dazu: «Mir wurde ein Halbtagessatz bezahlt, obwohl der Aufwand weit darüber lag.»
Die höchsten Tagesansätze zahlen das «Migros Magazin» mit etwa 525 Franken, das «Link» Magazin der SRG mit 517 und der «Beobachter» mit 500 Franken. Damit liegen sie ungefähr im Bereich der empfohlenen Mindestansätze von Impressum und Syndicom, die zwischen 445 und 518 Franken betragen.
So oder so sind die Angaben nur mit grosser Vorsicht zu geniessen. In der nicht repräsentativen Erhebung werden Honorare erfahrener Medienschaffenden mit freien Journalisten verglichen, die noch ganz am Anfang ihrer Laufbahn stehen.
Zudem handelt es sich nicht um Mittelwerte, sondern um vereinzelte Angaben der anonymen Journalisten. Die Bezahlungen wurden häufig individuell mit der Redaktion vereinbart und sind somit nicht mit offiziellen Angaben zu verwechseln.
Darüber hinaus zeigt sich, dass die Tagesansätze meist rein theoretischer Natur sind. Häufig ist der Zeitaufwand deutlich höher als der Betrag, der am Ende tatsächlich beglichen wird.