Viele Emotionen, kaum neue Argumente: Der Abstimmungskampf zur «No Billag»-Initiative nimmt seit Wochen einen prominenten Platz in den Schweizer Medien ein, ohne dass der interessierte Bürger dabei noch Neues erfährt. Überraschende Ausnahme: Der SRF-«Medienclub» vom Dienstagabend.
Unter dem Titel «Wie weiter nach der `No Billag`-Abstimmung?» diskutierten Initiant Olivier Kessler, die stellvertretende SRG-Generaldirektorin Ladina Heimgartner, Radiounternehmer (my 105) Giuseppe Scaglione und Casper Selg, Mitglied des Schweizer Presserats sowie pensionierter Leiter vom «Echo der Zeit».
Hauptfokus dabei einmal mehr: Der «Plan B» der «No Billag»-Befürworter. Dieser ist für Casper Selg «völlig unrealistisch», da sich «Information nicht verkaufen» lasse.
«Falsch», fand Giuseppe Scaglione und lieferte eine überraschende Antwort auf dieses rein spekulative Argument von Selg. So gebe es eine Studie von Ernst & Young von letztem Herbst, die zeige, dass 50 Prozent der Befragten bereit wären, für journalistischen Content zu bezahlen, aber noch auf ein entsprechendes Angebot warten würden.
Überhaupt sei das Argument des Lichterlöschens «strategische Panikmacherei» von Seiten des SRF, das nicht «logisch nachvollziehbar» sei, doppelte Olivier Kessler nach. Er bediente damit eines seiner gewohnten Argumente und blieb auch sonst - gerade neben Giuseppe Scaglione - in der Sendung eher blass.
Einen der spannendsten Momente der Sendung involvierte jedoch den «No Billag»-Initianten, als er von Moderator Franz Fischlin auf die Diskrepanz zwischen den im «Plan B» vorgesehenen Fördergeldern und der Ursprungsidee der Initiative angesprochen wurde.
«Es ist nicht in unserem Sinn, dass man weiterhin mit dem Staat zusammen Radio- und Fernsehen macht. Das ist nicht das, was wir wollten.» Man wolle den Leuten selber die Entscheidung überlassen, für welche Programme sie zahlen möchten.
Und wie reagierte die direkt Betroffene Ladina Heimgartner auf ein mögliches «No Billag»-Ja? «Man kann aus den Resten der SRG etwas Neues machen, das ist aber nicht die SRG. Die SRG ist ein öffentliches Medienhaus. Wir haben den Auftrag, ausgewogen zu informieren, die kulturelle Vielfalt abzubilden und zwar in allen vier Sprachregionen. Das ist der Auftrag, das ist die SRG. Entsprechend gäbe es unsere Existenzgrundlage nicht mehr.»
Zu einem möglichen Nein an der Urne sagte sie, dass sie «absolut einverstanden» sei, dass «die SRG abspecken» müsse. «Man wird reduzieren. Die SRG wird eine andere sein bei einem Nein», so Heimgartner. Sie fände es jedoch nicht glaubwürdig, sechs Wochen vor der Abstimmung zu sagen, was genau aus dem Programm gestrichen werde. «Für mich ist das Opportunismus.»