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Mittwoch
27.03.2024

Medien / Publizistik

Chefredaktion des «Tages-Anzeigers: «Wir erkennen an, dass offene Briefe eine Form des Ausdrucks sind, doch wir betrachten einen direkten, persönlichen Austausch als geeigneter. Deshalb laden wir herzlich ein, das Gespräch mit uns zu suchen...»

Chefredaktion des «Tages-Anzeigers: «Wir erkennen an, dass offene Briefe eine Form des Ausdrucks sind, doch wir betrachten einen direkten, persönlichen Austausch als geeigneter. Deshalb laden wir herzlich ein, das Gespräch mit uns zu suchen...»

In einem offenen Brief gehen über zwanzig Organisationen aus dem linken Spektrum mit dem «Tages-Anzeiger» hart ins Gericht. Aber auch das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und die Schweizer Medien insgesamt bekommen ihr Fett ab.

«Wir betrachten die aktuelle Berichterstattung über trans Menschen im ‘Tages-Anzeiger’ und in der Schweizer Medienlandschaft mit tiefer Besorgnis», heisst es in dem auf einer Minisite veröffentlichten Protestschreiben.

«Problematisch» seien vor allem die Darstellung von trans Themen im «Tages-Anzeiger» in Artikeln von Michèle Binswanger oder in Artikeln von SRF über das sogenannte «Detransitioning», heisst es weiter.

Auf Anfrage des Klein Reports nahm die Chefredaktion des «Tages-Anzeigers» Stellung: «Wir unterstützen keine transfeindlichen Ansichten. Unsere Berichterstattung betrachtet alle Aspekte dieses gesellschaftlichen Themas. Unser übergeordnetes Ziel besteht darin, ein breites Spektrum an Meinungen und Hintergründen zu präsentieren, um ein umfassendes Verständnis zu fördern. Wir erkennen an, dass offene Briefe eine Form des Ausdrucks sind, doch wir betrachten einen direkten, persönlichen Austausch als geeigneter. Deshalb laden wir herzlich ein, das Gespräch mit uns zu suchen.»

In den kritisierten Berichten werde oft ein Framing verwendet, das die Aufmerksamkeit auf Kosten, medizinische Prozesse und die Sorgen von Familien und nicht-trans Personen lenke, heisst es im offenen Brief. Das Wohlergehen von trans Menschen werde zu wenig gewichtet, so der Kern der Kritik.

«Solche Narrative tragen nicht nur dazu bei, bestehende Vorurteile und Missverständnisse zu verstärken, sondern marginalisieren auch die Stimmen und Erfahrungen von trans Personen selbst.» Es sei besorgniserregend, wenn von Vorurteilen gegenüber trans Menschen geprägte Perspektiven – «wie die von Frau Binswanger» – als objektive Berichterstattung präsentiert würden.

Bis am Dienstagabend haben 2'000 Personen den Brief unterschrieben.

Aufgesetzt wurde der Brief von diesen Organisationen und Vereinen: Jungsozialist*innen, Feministisches Kollektiv Winterthur, Feministisches Streik Kollektiv Zürich, Transgender Network Switzerland, Junge Grüne, Du bist Du, HAZ Queer Zürich, Alternative Liste, Hochschul Pride Zürich, Famille Arc-en-ciel, Feministischer Polito Treff, Feministisches Hochschulkollektiv Zürich, SP Queer, Queer Mittelland, kriPo Zürich, Khur Pride, Transtastic, Lesben Organisation Schweiz, Partei der Arbeit Zürich, Milchjugend, Bewegung für den Sozialismus, SP Frauen Kanton Zürich, Dachorganisation Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein, We Exist, Queer Zug, Feministisches Philosophie Kollektiv und Feministischer Streik Schaffhausen.