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Montag
09.08.2021

Medien / Publizistik

Weil Twitter-Nutzer #HaltdieFresseTamedia hundertfach verwendet haben, überflügelte der Anti-Tamedia-Hashtag alle anderen Ereignisse auf Twitter... (Bild: Screenshot)

Weil Twitter-Nutzer #HaltdieFresseTamedia hundertfach verwendet haben, überflügelte der Anti-Tamedia-Hashtag alle anderen Ereignisse auf Twitter... (Bild: Screenshot)

Dicke virtuelle Post für Tamedia: Aus dem Nichts katapultierten unzählige Tweets den Hashtag #HaltdieFresseTamedia am Wochenende auf den ersten Platz der Schweiz-Trends auf Twitter.

Der Hashtag, der sich wie eine Bedrohung für Tamedia liest, lag in der Schweiz noch vor Weltereignissen wie der Schlusszeremonie der Olympischen Spiele in Tokio oder dem überraschenden Abschied des Fussball-Superstars Lionel Messi aus Barcelona.

Grund für die zahlreichen Tweets zum selben Thema war der Artikel «Die Zerstörungsmaschine» in der «Republik» vom Freitag, der sich auf Twitter wie ein Lauffeuer ausbreitete.

Im Artikel erläutert der Reporter Daniel Ryser die Hintergründe zum Streit zwischen der «Tages-Anzeiger»-Journalistin Michèle Binswanger und der Netzaktivistin Jolanda Spiess-Hegglin. Ryser schreibt über das verbotene Buchprojekt von Binswanger, den laufenden Rechtsstreit und behauptet, dass die TX Group eine Kampagne gegen Spiess-Hegglin führe.

Viele Leserinnen und Leser wollten nach der Lektüre des Artikels ihrem Ärger über den «Tamedia-Goliath», wie Ryser das Medienhaus nennt, Luft verschaffen und begannen, den Hashtag #HaltdieFresseTamedia zu verwenden. Einige Twitter-Nutzer drohten sogar, ihr Abo bei einer Tamedia-Zeitung zu kündigen.

Jolanda Spiess-Hegglin selbst benutzte den Hashtag ebenfalls in ihren Tweets und Retweets.

Später meldete sich Michèle Binswanger auf dem Kurznachrichtendienst zu Wort und kritisierte, dass Daniel Ryser sie nicht um eine Stellungnahme gebeten habe: «Ryser hat für seinen Text über die Affäre Spiess-Hegglin vs TX Group weder mit mir gesprochen geschweige denn mich Stellung nehmen lassen, obschon ich x-mal im Text vorkomme», twitterte Binswanger am Samstag.

Doch zum Hashtag #HaltdieFresseTamedia gesellte sich ein paar Stunden später #wirsindNetzCourage, der vom Umfeld von Spiess-Hegglin initiiert wurde und Bezug nimmt zum Verein Netzcourage, einem Projekt gegen Hass im Netz, bei dem Spiess-Hegglin Geschäftsführerin ist.

Auch dieser Hashtag fand rasch Anklang in der Twitter-Community und wurde sehr oft geteilt. Am Sonntagabend lag #wirsindNetzCourage schon vor dem Anti-Tamedia-Hashtag in der Schweizer Hitliste der Twitter-Trends.

Mit der Episode um #HaltdieFresseTamedia ist der Streit zwischen Binswanger und Spiess-Hegglin um ein weiteres Kapitel reicher.

Nun rückt Tamedia als Medienhaus immer stärker in den Fokus, das Michèle Binswanger juristisch intensiv unterstützt.

So musste die «SonntagsZeitung» aus dem Verlag am 1. August eine Gegendarstellung zu einem Artikel über die Netzaktivistin abdrucken, weil darin falsche Behauptungen gemacht wurden.