Im Halbjahresbericht der NZZ-Gruppe heisst es im Titel: «Umsatzsteigerung und solide Entwicklung im Kerngeschäft Publizistik». Ein detaillierterer Blick auf die neu publizierten Zahlen muss dieses Bild ein bisschen relativieren.
Für die ersten sechs Monate hat die NZZ-Gruppe einen Gewinnrückgang um 32,9 Prozent ausgewiesen. Dies trotz einer Umsatzsteigerung von 1,2 Prozent auf 119,2 Millionen Franken. Der Verlag interpretiert das als «ein Ergebnis nahezu auf Vorjahresniveau».
Für den Rest des Jahres rechnet die Gruppe mit einem weiterhin anspruchsvollen Marktumfeld.
Nach unten gedrückt wurde das Resultat von der CH Media, dem ehemaligen Joint Venture der NZZ-Regionalmedien und den AZ-Medien. Die Beteiligung mit Verleger Peter Wanner aus dem Aargau vermeldet einen Verlust von 6,9 Millionen Franken. Davon muss die NZZ anteilsmässig 2,4 Millionen übernehmen.
Die Erwartungen konnten hier vor allem im Bereich Entertainment nicht erreicht werden, schreibt die NZZ über ihre Beteiligung. Zu CH Media Entertainment gehören TV Regional, TV National, Radio und Events der CH Media, die seit April von Verlegersohn Michael Wanner geleitet wird.
Bereits 2022 hatte CH Media unter dem zurückhaltenden Werbemarkt im TV- und Radio-Geschäft zu kämpfen sowie gestiegene Materialkosten zu verkraften. Der Umsatz belief sich 2022 auf 430,2 Millionen Franken.
Die NZZ hat ihren Anteil im 1. Quartal 2023 an CH Media von 50 auf 35 Prozent gesenkt. Die Mittel aus dem Verkauf sollen bei der NZZ in das Kerngeschäft investiert werden.
Anfang Juli 2022 teilten die beiden Verlage gemeinsam mit, dass mit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens (Joint Venture) die AZ und die NZZ ihre Kräfte bündeln und damit «den Grundstein für eine erfolgreiche Weiterentwicklung ihres Regionalmediengeschäfts sowie den Aufbau einer starken Marktposition von CH Media im Entertainment-Bereich» gelegt hätten.
Beim NZZ-Verlag kann aber auch das zugekaufte prestigeträchtige Zurich Film Festival seinen Glanz noch nicht in den Büchern aufscheinen lassen. Ebenso drückte die DAAily Platform, ein internationales Netzwerk für Architektur und Design, auf die Zahlen.
Der betriebliche Gesamtaufwand des Unternehmens erhöhte sich um 4,0 Prozent. Die Kostenzunahme habe sich zum einen aus den strategischen Investitionen in die Redaktionen, die Bereiche Technologie und digitale Produkte und zum anderen aus der Akquisition von Netpoint Media sowie Mehrkosten aus weiteren Wachstumsinitiativen bei Sustainable Switzerland und dem Online-Vermarkter Audienz ergeben.
«Auch der Cyberangriff, der dank ausserordentlichem Einsatz aller Bereiche rasch bewältigt werden konnte, hatte einen negativen Einfluss auf das Ergebnis», schreiben VR-Präsidentin Isabelle Welton und CEO Felix Graf im Aktionärsbrief.
Im Nutzermarkt steigerte das Unternehmen NZZ den Ertrag im ersten Halbjahr um 1,0 Prozent auf 56,0 Millionen Franken. Gutes gibt es hier von der Abonnenten-Front zu vermelden. Die Anzahl der Abonnenten sei stabil geblieben, der Ertrag fiel leicht höher aus. Im Werbemarkt konnte die NZZ den Ertrag um 13,2 Prozent auf 48,2 Millionen Franken steigern. Der Zuwachs konnte unter anderem aufgrund einer Kooperation mit «Le Temps» erzielt werden.
Positiv zu Buche schlägt auch die Entwicklung im digitalen Bereich mit 22,3 Prozent plus. Ein Teil der Zunahme sei auf die Akquisition des deutschen Online-Vermarkters Netpoint Media zurückzuführen; ein weiterer Teil auf das Wachstum des Digital-Advertising-Spezialisten Audienzz mit Drittvermarktungen und IT-Services.
Auch höhere Ticketeinnahmen aus Veranstaltungen wie der Business-Konferenz Swiss Economic Forum im Juni trugen zum Anstieg im Nutzermarkt bei.
Damit resultierte für das gesamte Unternehmen NZZ ein operatives Ergebnis (EBIT) von 2,4 Millionen Franken. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang von 5,2 Millionen oder 68,8 Prozent.
Das Finanzergebnis fiel 5,5 Millionen höher aus als im Vorjahr, was das Unternehmensergebnis positiv beeinflusste. Das Unternehmensergebnis liegt per Halbjahr bei 3,2 Millionen gegenüber 4,7 im Vorjahr.
Zum Ausblick heisst es im Aktionärsbrief: «Das zweite Halbjahr 2023 bleibt anspruchsvoll.» Der digitale Transformationsprozess soll «mit grosser Entschlossenheit» fortgesetzt werden. «Qualitativ hochstehende Inhalte» sollen zu einem «wichtigen Alleinstellungsmerkmal» werden, was bekanntlich auch noch einmal Investitionen bedeutet.