Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat vor Kurzem ein zweijähriges Experiment abgeschlossen: Der crossmediale Stage-Jahrgang 2019 bis 2021 bestand ausschliesslich aus jungen Akademikerinnen und Akademikern, die kaum journalistische Erfahrungen mitbrachten.
Deswegen prasselte auch Kritik auf die Verantwortlichen am Leutschenbach ein. Ein mehrjähriges Studium könne sich nicht jede oder jeder leisten, monierten beispielsweise kritische Stimmen auf Twitter, als bekannt wurde, dass die 13 ausgewählten Stagiaires allesamt einen Masterabschluss in der Tasche haben.
Kritisiert wurde ebenfalls, dass auch Nicht-Akademiker in den SRF-Reihen Platz haben sollten. Trotzdem hielten im März 2019 junge Männer und Frauen in der Redaktion Einzug, die Abschlüsse in Biologie, Physik, Islam- und Politikwissenschaften, Regie oder Genderstudies vorweisen konnten.
Auf die Frage des Klein Reports, warum für den Jahrgang 2019-2021 nur Akademiker berücksichtigt wurden, sagte Barbara Peter, Leiterin Journalistischer Stage SRF: «Es wurden gezielt Leute mit bei SRF noch fehlendem Fachwissen ausgewählt.»
Doch das sei nicht ganz einfach gewesen, und darum habe die Geschäftsleitung beschlossen, «Expert*innen zu Journalist*innen auszubilden und dazu den Stage neu zu konzipieren», präzisierte Peter.
Die Entscheidung, nur hochausgebildete Personen aufzunehmen, hat sich «bewährt», wie Peter weiter erklärte. «Alle Absolvent*innen zeichnen sich durch eine ausgeprägte Sozialkompetenz aus und haben sich dadurch ohne Probleme in den Redaktionsteams zurechtgefunden», lobte Peter den letzten Jahrgang. Von den Redaktionsleitenden wurde auch eine «ausserordentlich steile Lernkurve» zurückgemeldet.
Im Journalistischen Stage von SRF lernen die Absolventen grundsätzlich digital und linear auf allen Ausspielkanälen im Audio- und im Videobereich zu arbeiten, wie Peter dem Klein Report erklärte. Im Verlaufe der beiden Jahre würden sich natürlich Stärken und Vorlieben abzeichnen. Auf diesen Feldern können die Stagiaires dann mehr Erfahrung sammeln.
Ausserdem würden alle in allen Feldern Seminare und Workshops durchlaufen und das Gelernte in den Redaktionen anwenden. «Der Stage umfasst auch Module zum journalistischen Handwerk und zur publizistischen Reflexion. Insgesamt haben die Stagiaires rund 100 Kurstage absolviert», so Barbara Peter.
Von den 13 Frauen und Männern, die sich 2019 qualifizieren konnten, haben 12 den Stage auch abgeschlossen. Laut Peter habe eine Person den Stage abgebrochen, weil sie gemerkt habe, dass Journalismus ihr doch nicht so liege. Und von den 12, die den Stage abgeschlossen haben, sind nun 11 als Redaktorinnen und Redaktoren tätig, «die meisten davon befristet», sagte Peter. Eine Person entwickelt hingegen Services im Bereich der Künstlichen Intelligenz.
In Zukunft werde es «sicher einen nächsten Stage-Lehrgang geben», so Barbara Peter. Auf welchen Background dort der Fokus gelegt werde, sei allerdings derzeit noch in Klärung.