Ex-Radiodirektor Andreas Blum kritisiert die SRG. In seinem Text für die Geselschaft für Medienkritik (gfmks) zum Thema «SRG: Rückbesinnung statt Vorwärtsstrategie» schreibt er über veraltete Strukturen, strategisch falsche Prioritätensetzung, flächendeckende Zumutung, Kitsch und Krempel, visualisierter Schwachsinn und Feu sacré.
Der Klein Report bringt Auszüge.
«Hinter dem Wechsel an der Unternehmensspitze und diversen organisatorischen Baustellen verbergen sich aber sehr grundsätzliche Probleme. Ob und wie diese gelöst werden, wird über die Zukunft der SRG entscheiden».
«Heute stellt sich die Frage so: Wird die SRG ihrem Auftrag noch gerecht oder ist der Service public der SRG zu einer Leerformel, zu einem Marketing-Etikett der Selbstrechtfertigung verkommen? Eine erste, vorläufige Antwort: Die SRG tut sich in allen relevanten Bereichen zunehmend schwer, weil sie es sich zu leicht macht und strategisch falsche Prioritäten setzt».
«Auch die SRG steht in einem harten Wettbewerb. Will sie sich behaupten, kann sie es sich nicht leisten, den Mehrheitsgeschmack zu ignorieren. Allerdings stellt sich die Frage, wie weit sie dabei gehen darf. Denn je kommerzialisierter die Welt der Medien, je mehr Mainstream, desto wichtiger ist das Korrektiv durch ein Programmangebot des Service public».
«Was aber zählt, ist der Gesamteindruck. Und da sieht es leider ziemlich trostlos aus: TV-Unterhaltung als flächendeckende Zumutung, Kitsch und Krempel, visualisierter Schwachsinn - Information als Infotainment, Skandalisierung statt Differenzierung, bad news are good news; good news are no news».
«Noch nie war die Führung der SRG so schwach besetzt wie heute. Auf der obersten Hierarchiestufe - Generaldirektion und Verwaltungsrat - sitzen mehrheitlich Leute, die genauso gut in einer staatlichen Verwaltung arbeiten könnten. Sogar in der nationalen Geschäftsleitung, die letztlich für die Programme verantwortlich ist, sind die auftragsorientiert denkenden Persönlichkeiten dünn gesät».
«Die Schweiz braucht eine SRG, die sich wieder zurückbesinnt auf ihren Auftrag, auf ihre Bedeutung als Spiegel der Vielfalt und Brücke zwischen den regionalen Sprach- und Kulturwelten, auf ihre Rolle als Kultur-Produzentin und -Vermittlerin, als kritische Impulsgeberin und Forum der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung».
«Die Schweiz braucht eine SRG,die sich im Konkurrenzkampf kooperativ verhält - nicht eine SRG, die jede Konzession zugunsten der privaten Veranstalter als Attacke auf den eigenen Besitzstand verteufelt; eine SRG, die selbstbewusst auftritt, aber ohne Getöse und einer von aussen als Arroganz wahrgenommenen Pose der sich selbst zugeschriebenen Einzigartigkeit».
«Die Schweiz braucht eine starke SRG, aber sie muss aufpassen. Nicht weil sie mächtig ist, ist sie auch unverzichtbar. So wie sie sich heute präsentiert - einseitig marktorientiert, uninspiriert, ohne Feu sacré, ein schwerer Tanker - hat sie als die nationale Kulturinstitution keine Zukunft».
Ganzer Text auf: http://www.gfmks.ch