Diverse Medien haben sich bei einer erneuten Berichterstattung zum Rechtsstreit zwischen Jolanda Spiess-Hegglin und Ringier nicht gerade mit Ruhm bekleckert: Eine verharmlosende Meldung der Agentur Keystone-SDA, worin von einer «Sex-Affäre» die Rede war, wurde einfach so übernommen.
Dafür haben sich unter anderem der «Tages-Anzeiger» und das «Bieler Tagblatt» unterdessen entschuldigt.
Der Streit um die «Zuger Sex-Affäre von 2014» gehe in die nächste Runde, schrieb Keystone-SDA am Dienstag. Diese Formulierung, mit der die ungeklärten Vorfälle von der Landammann-Feier vom 20. Dezember 2014 salopp als «Sex-Affäre» abgetan wurden, landete am Dienstag und Mittwoch in diversen Zeitungen und Newsportalen.
Das wiederum ärgerte Jolanda Spiess-Hegglin. Sie twitterte deshalb in Richtung «Tages-Anzeiger», «Neue Zürcher Zeitung» und «Bieler Tagblatt»: «Medien schreiben zwei Jahre lang sexistischen Bullshit. Dann folgt die Aufarbeitung, ich gewinne alle Gerichtsprozesse, alles braucht enorm viel Kraft. Und die NZZ verharmlost das Geschehene, nach all dem, noch immer als 'Sex-Affäre'. Geht's noch?!?»
Im Anschluss zeigten sich die abgekanzelten Zeitungen einsichtig. Der «Tages-Anzeiger» twitterte beispielsweise: «Wir entschuldigen uns, die Passage wurde bereits geändert. Sie wurde von der Agentur so angeliefert», versuchte sich der «Tagi» aus der Affäre zu ziehen. Auch das «Bieler Tagblatt» entschuldigte sich für die eins zu eins übernommene Agentur-Meldung. «Das hätte nicht passieren dürfen».
Die NZZ versprach, den Beitrag auf der Homepage zu «korrigieren»: «Das ist eine SDA-Meldung, die bei uns automatisch reinfliesst. Die Formulierung entspricht tatsächlich nicht unserer sonstigen Berichterstattung», wurde auch hier erklärt, weshalb der Fauxpas unisono übernommen wurde.
Eine weitere Entschuldigung erhielt Spiess-Hegglin direkt von der Quelle des Ärgernisses. Keystone-SDA schrieb über den von ihr gewählten Begriff «Sex-Affäre»: «Diese Formulierung ist nicht in Ordnung, und sie stammt in der Tat von der Agentur. Wir bedauern das und kümmern uns um eine andere Formulierung im Archiv, damit der Satz nicht reproduziert wird.»
So hat Spiess-Hegglin innerhalb weniger Stunden eine Entschuldigung von Keystone-SDA, «Tages-Anzeiger», «Bieler Tagblatt» und eine Korrektur bei der NZZ erwirkt.
Ironischerweise ist es genau das, was die ehemalige grüne Kantonsrätin vom «Blick» gerichtlich einklagen will: Eine einfache Entschuldigung dafür, dass sie über Jahre unfreiwillig für anrüchige Schlagzeilen herhalten musste.