Der Gratismedien-Bereich der TX Group, 20 Minuten, trennt sich von der mit Tamedia betriebenen Sport-Redaktion und Print-Produktion, wie der Klein Report am Dienstag berichtete. Diese Abspaltung wirft Fragen auf.
Eliane Loum-Gräser, Kommunikationsverantwortliche von 20 Minuten, erklärt im Gespräch mit dem Klein Report, inwiefern der Spardruck eine Rolle spielt, was die Abspaltung mit der Konkurrenz zu tun hat und ob die TX Group damit auf Subventionen hofft.
Wenn aus einer Einheit zwei Einheiten werden, würde man eigentlich erwarten, dass mehr Personal benötigt wird. Wieso ist bei der Entzweiung von 20 Minuten und Tamedia gerade das Gegenteil der Fall?
Eliane Loum-Gräser: «20 Minuten will den Sport neu aufstellen und vermehrt neue Formate im Bereich Video oder Social Media einführen. Dazu braucht es Mitarbeitende mit Erfahrung und neuen Ideen in diesem Bereich. Im Zuge der Trennung stellt sich auch die Sportredaktion von Tamedia neu auf. Durch die stärkere Einbindung in die jeweilige Organisation gehen wir von effizienteren Arbeitsabläufen aus. Wir führen derzeit ein Konsultationsverfahren mit den betroffenen Bereichen durch, das weitere Möglichkeiten aufzeigt. Auf jeden Fall kommt ein Sozialplan zur Anwendung.»
Inwiefern ist es das Ziel der Reorganisation, Kosten einzusparen?
Loum-Gräser: «Die getrennte Führung der Sport-Redaktion in der Deutschschweiz und der Editorial Services erlauben es beiden Bereichen, ohne Kompromisse auf ihre Leserschaft und Eigenheiten bei der Print-Produktion, wie beispielsweise das unterschiedliche Format, einzugehen. Der Schritt erlaubt bei der Print-Produktion auf Seiten 20 Minuten auch Einsparungen. Das war aber nicht der Auslöser des Entscheides.»
Wieso soll es nur in der Deutschschweiz zu Kündigungen kommen, nicht aber in der Romandie?
Loum-Gräser: «Die Tamedia Editorial Services sind in der Westschweiz schlanker aufgestellt. Daher sind in der Westschweiz vorerst keine Kündigungen geplant.»
Hat das damit zu tun, dass Watson und die Blick-Gruppe in die Westschweiz expandieren?
Loum-Gräser: «Die Organisation des Sport-Centers in der Westschweiz bleibt momentan unverändert. Wir wollen – auch aufgrund des Markteintritts von ‚Watson’ und ‚Blick’ – verschiedene Optionen vertieft prüfen.»
Kommt es mit dem verkleinerten Personal zu einem Leistungsabbau bei der Tamedia-Sportredaktion?
Loum-Gräser: «Bei der Sportredaktion von Tamedia fallen durch die Trennung verschiedene Leistungen für ‚20 Minuten’ weg, wie die Erstellung und Produktion der Printseiten. Zudem kann das Newsdesk reduziert werden, weil viele News speziell für ‚20 Minuten’ als Reichweitenportal produziert wurden. Da derzeit ein Konsultationsverfahren mit den Mitarbeitenden läuft, können wir uns nicht detaillierter dazu äussern.»
Der Bund will die Presseförderung massiv aufstocken und diskutiert eine Online-Förderung für Bezahlangebote. Soll die Abspaltung auch dabei helfen, die TX Group in subventionswürdige und nicht subventionswürdige Bereiche aufzuteilen?
Loum-Gräser: «Die Trennung beim Sport in der Deutschschweiz sowie bei der Print-Produktion in der Deutsch- und Westschweiz ist rein organisatorischer Natur und hat keinerlei politische Motivation.»
In welchen Bereichen sind 20 Minuten und Tamedia heute noch in Redaktion und Verlag konkret miteinander verbunden? Sind noch weitere Ablösungen geplant?
Loum-Gräser: «Tamedia und 20 Minuten arbeiten unverändert beim Commercial Publishing sowie dem T-Social-Team zusammen. Beide Teams sind organisatorisch bei 20 Minuten angesiedelt, arbeiten jedoch sowohl für ‚20 Minuten’ als auch für die Tamedia-Titel. Diesbezüglich sind keine Veränderungen geplant.»