Grosser Auflauf im Zürcher Kino Corso – und eine Warteschlange, die bis fast zum Bellevue reichte.
Anlass war am Mittwochabend die Buch- und Film-Premiere von «Game Over – Der Fall der Credit Suisse». Dass das Drama um die Grossbank auch drei Jahre nach dem wirtschaftlichen Urknall noch immer bewegt, zeigte der Andrang. Der historische Saal 1 des Cinemas war mit 700 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt.
Mit dabei waren diverse bekannte Gesichter aus Politik, Gesellschaft, Funk und Fernsehen: Pietro Supino, Viktor Giacobbo, Stefan Gubser, Roger de Weck, Walter Andreas Müller, Reto Brennwald, Stephan Klaproth, Daniela Lager, Eva Wannenmacher, Peter Wanner, Doris Fiala mit Partner Armin Walpen, Stefan Büsser – und viele mehr. Das Gedränge im Foyer des Kinos war ähnlich gross wie die Hektik vor drei Jahren nach dem CS-Untergang.
Im Zentrum stand Autor und «SonntagsZeitungs-Chefredaktor Arthur Rutishauser, der den Niedergang der Grossbank akribisch nachzeichnet und ein erschreckendes Bild offenlegt: von überforderten Top-Bankern, konsternierten Politikern, hilflosen Krisenmanagern – und einer Öffentlichkeit, die machtlos zur Kenntnis nehmen muss, dass selbst ein scheinbar unzerstörbares Finanzinstitut wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen kann.
Eine der Kernaussagen von Rutishausers umfangreicher Recherche: Der Untergang der CS hätte wohl verhindert werden können.
In der CS-Chefetage rund um Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann soll ein Jahr vor der Übernahme durch die UBS im Frühjahr 2022 ein Angebot auf dem Tisch gelegen haben.
Der amerikanische Spitzenbanker Bob Diamond bestätigt im Interview mit Rutishauser, Lehmann ein Angebot für die Investmentbank der CS unterbreitet zu haben. Gemeinsam mit einer Investorengruppe hätte er das Geschäft für 5 Milliarden Franken übernehmen wollen. Die CS wäre mit 25 Prozent beteiligt geblieben.
Doch es kam schliesslich anders – und dies knüppeldick. Buch und Film zeichnen ein bedenkliches Bild über die CS in ihren letzten Zügen – und damit über den ganzen Bankenplatz Schweiz.
Es herrschten die grosse Selbstbedingungsmentalität und ein kollektiver Wahrnehmungsverlust.
Ob sich dies mittlerweile geändert hat? Die Antwort bleibt offen. Der Jahreslohn von UBS-Chef Sergio Ermotti (15 Millionen Franken), der zynischerweise ausgerechnet in dieser Woche kommuniziert wurde, lässt Zweifel offen.
Doch für Rutishausers Buch ist er indirekt die beste Werbung. «Game Over» heisst es für die CS – nicht aber für den preisgekrönten Wirtschaftsjournalisten von der Zürcher Werdstrasse.
«Tages-Anzeiger»-Redaktor Edgar Schuler begrüsste um 20.15 Uhr die Gäste im Kino-Saal 1 des Corsos. Ein Gruss an Stadtpräsidentin Corine Mauch und dann gings gleich zu den Protagonisten des Films von Autor Rutishauser über Produzent Ivan Madeo, Gründer der Contrast Film, bis zu Stefan Halter, Director Media Business Innovation von Goldbach Group.
Schuler plauderte mit Halter darüber, wie er vor 3 Jahren darüber nachdachte, wie man Journalismus mit der Lex Netflix umsetzen könnte. Gemeinsam mit Wirtschaftsjournalist Arthur Rutishauser ging man zur neuen Tamedia-CEO Jessica Peppel-Schulz und legte kurz darauf mit dem Filmprojekt los.
Den hochprofessionellen 2-minütigen Actiontrailer haben Philipp Fleischmann und Lilly Engel aus Berlin produziert. «Auch wenn es nur 2 Minuten waren, es war am Ende sehr viel Arbeit», sagte Fleischmann zum Klein Report im Corso-Foyer.
Weitere Gäste an der Weltpremiere: Zattoo-Gründerin und Mitbesitzerin Bea Knecht und Designerin Susanna Schilling. Nicolas A. Rimoldi, Chef der Bewegung «MASS-VOLL!», und Michael Straumann, der auch für den «Schweizer Monat» schreibt.
Star-Verkäufer Mehmet Inan, Chief Commercial Officer von 20 Minuten, sowie der Co-Redaktor des Films Marco Boselli, ehemaliger Chefredaktor von «20 Minuten», und Geschäftsführerin Andrea Haemmerli von Seven.One Entertainment Group Schweiz. Und viele mehr.
«Game Over» startet ab 27. März in den Kinos, in drei Sprachregionen. Und ab dem 27. Mai auch auf dem Streamingsender Joyn.