Content:

Sonntag
09.06.2024

Medien / Publizistik

Hat die SRF Rundschau bei ihrem Bericht zur «Schauffhauser Prügelattacke» journalistisch sauber gearbeitet? Dieser Frage muss sich nun die Ombudsstelle widmen... (Bild: Screenshot der SRF-Videoaufnahmen)

Hat die SRF Rundschau bei ihrem Bericht zur «Schauffhauser Prügelattacke» journalistisch sauber gearbeitet? Dieser Frage muss sich nun die Ombudsstelle widmen... (Bild: Screenshot der SRF-Videoaufnahmen)

Allein der Name ist verfänglich: «Schaffhauser Prügelattacke». Die SRF-Rundschau veröffentlichte am 22. Mai 2024 ein Video, wie eine Frau von mehreren Männern Ende 2021 spitalreif geprügelt wird: Es sind furchtbare Szenen.

Seitdem dreht das Medienkarusell, in dem es immer weniger um die Gewalt an Frauen, sondern darum geht, wer was wann und wie gemacht, getan und gesagt hat und wer darüber überhaupt berichten darf.

Die Gewalt und das Video sind geprüfte Fakten. Offen bleibt, ob das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) dieses Video so hätte zeigen dürfen. Die SRF-Rundschau machte den schrecklichen Fall von brutaler Gewalt gegen die Frau auch zum Schaffhauser Justizskandal. Der Bericht führte in Schaffhausen am 30. Mai 2023 zu einer Demonstration von Hunderten von Menschen, die dem Opfer Solidarität bezeugten.

Die angegriffene Schaffhauser Regierung hat im «Tages-Anzeiger» kundgetan, die Absicht eine Beschwerde wegen der Verletzung von «elementaren journalistischen Sorgfaltspflichten und Programmvorschriften» bei der Ombudsstelle einzureichen. Auch seien die Grundrechte wie der Persönlichkeitsschutz der betroffenen Personen nicht gewährleistet worden.

Am 9. Juni 2024 publiziert die «SonntagsZeitung» ein langes Interview mit dem Täter der Prügelattacke, der seine Tat im Interview bereut, sich schämt, aber auch insinuiert, dass sich er und das Opfer seiner Tat wieder vertragen hätten. Dem widerspricht das Opfer.

In den Medien entsteht nun eine Politisierung des Falls. SRG-Gegnerinnen und -Gegner benutzen die von der «Rundschau» allenfalls zu wenig sorgfältig recherchierte Geschichte wie den eventuell fehlenden Persönlichkeitsschutz, um mit dem fehlerhaften SRF-Handwerk gleich die ganze Institution zu desavouieren.

Aktivistinnen und Aktivisten gegen die strukturelle Gewalt gegen Frauen gebrauchen den Fall, um damit politisch Terrain zu gewinnen. Die Gewerkschaftszeitung «Work» brachte einen grossen Bericht der Demonstration in Schaffhausen sowie die Rede der Berner SP-Nationalrätin Tamara Funiciello während der Demo im Wortlaut.

Für die Demokratie sind dies schlechte Nachrichten. Justizskandale erschüttern das Vertrauen des Volkes in das politische System.

Sollte die «Rundschau» in diesem Fall unsorgfältig recherchiert sowie das Transparenz- und Sachgerechtigkeitsgebot verletzt haben, richtet sie nicht nur für die SRG Schaden an, sondern auch punkto Vertrauen in Demokratie und Medien und Information.

Gleichzeitig passiert etwas, das Frauen oft geschieht, wie der Klein Report feststellt: Im Medien-, Justiz- und Politskandal werden die Opfer dann in der Deutung der Medien zu Mittäterinnen gemacht.