Neben Ringier, Tamedia und CH Media traf die Insolvenz der Full-Service-Agentur Factum auch das WIR-Netzwerk der WIR Bank. Die Website bestgoods.ch wurde inzwischen von Netz genommen. Ein anderes Portal der untergegangenen Aktiengesellschaft setzt seinen Betrieb unter neuer Flagge inzwischen fort.
Der Konkurs der Factum AG wurde durch den Konkursrichter des Kreisgerichtes Rheintal mit Wirkung ab dem 8. Juni eröffnet. Die Firma hatte ihren Sitz nach über 30 Jahren bereits im April von Zürich nach Heerbrugg in St. Gallen verlegt. Zwischenzeitlich wurde das Konkursverfahren durch den Konkursrichter des Kreisgerichtes Rheintal mangels Aktiven eingestellt. Der Klein Report berichtete darüber.
Betroffen von der Insolvenz waren am Schluss noch acht Mitarbeitende, die einen Teil ihrer Löhne inzwischen von der Insolvenzversicherung erhalten haben. Früher zählte die Agentur, die in den Bereichen Verkauf, Werbung, Kreation und Beratung tätig war, deutlich mehr Mitarbeitende.
Wie viel Geld die konkursite Firma unter CEO Valentino Mauriello, der gemäss seinem LinkedIn-Profil seit 33 Jahren die Firma führt, und seinem Partner Burkhard Sprengel ihren Lieferanten, Kunden und dem Staat noch schulden, ist schwierig zu beziffern. Wie der Klein Report berichtete, liegen hohe Betreibungen vor.
Neben der Website qualitaetstitel.ch, auf der für Schweizer Verlagshäuser Zeitungs- und Zeitschriften-Abonnements verkauft wurden, betrieb die Factum AG weitere Portale. Über den Onlineshop bestgoods.ch wurden für das Netzwerk der WIR Bank diverse Produkte wie Kühlschränke, Elektrovelos oder auch Zeitungs-Abos verkauft. Hier bezahlten Kundinnen und Kunden die Produkte und Zeitungs-Abonnements direkt an Factum.
Der Mediensprecher der WIR Bank, Volker Strohm, betont, dass die Genossenschaft nichts mit der Seite zu tun gehabt habe. Im vorliegenden Fall gehe es um eine Firma, die als Teil des KMU-Netzwerks die Komplementärwährung WIR akzeptiert habe. «Allfällige Verträge sind zwischen Factum und deren Kundinnen und Kunden zustande gekommen – die Bank WIR ist dabei nicht Bestandteil.»
Zahlreiche WIR-Kundinnen und -Kunden haben auf bestgoods.ch beispielsweise Ein- und Zweijahres-Abonnements von «Blick» und «SonntagsBlick» gekauft. Laut Ringier-Sprecher Michele Paparone sind wegen des Konkurses Abos im zweistelligen Bereich betroffen, wie er gegenüber dem Klein Report ausführte.
Die Beträge in WIR-Währung wurden von Factum eingenommen, aber nicht an den Verlag überwiesen. «Ringier und Ringier Axel Springer Schweiz zeigen sich kulant gegenüber den Leserinnen und Lesern, die ihr Abonnement bereits bei Factum beziehungsweise deren Sub-Website bestgoods.ch bestellt oder bezahlt haben», so der Mediensprecher weiter. Somit sollten alle WIR-Kunden ihre «Blick»- beziehungsweise «SonntagsBlick»-Abos erhalten haben.
Unter neuer Flagge läuft inzwischen die Factum-Website www.bestoffer.ch weiter. Dabei geht es um teiladressierte Werbezustellungen, die ausschliesslich in Briefkästen mit Stopp-Klebern verteilt werden. Neu zeichnet allerdings nicht mehr die abgestürzte Factum AG für BestOffer verantwortlich, sondern die Factum Services GmbH. Ein Unternehmen, das ebenfalls Valentino Mauriello und Burkhard Sprengel gehört.
Neu ist Valentino Mauriello auch Geschäftsführer der Metam Solutions AG. Die neu gegründete Firma mit Sitz in Brunnen versucht offenbar, frühere Factum-Kunden weiter zu bedienen. Das Unternehmen ist an der gleichen Adresse im Kanton Schwyz wie Intan International domiziliert. Der Deutsche Zeitungsabo-Verkäufer Intan betreibt in der Schweiz die Kioskseite www.abo-direkt.ch. Zum Konkurs von Factum wollte sich bei Intan niemand äussern.
Gut möglich, dass die diversen Websites der Factum AG wie qualitaetstitel.ch oder bestgoods.ch in Zukunft wieder auferstehen oder unter ganz neuem Namen unter der Flagge der Factum Services GmbH oder der Metam Solutions AG fortgeführt werden.
