Die Full-Service-Agentur Factum betrieb zahlreiche Websites wie beispielsweise qualitaetstitel.ch. Auf dieser Plattform wurden drei Jahrzehnte lang Zeitungen und Zeitschriften feilgeboten.
Neben den Mitarbeitenden, Lieferanten und Kundinnen haben vor allem auch die Schweizer Verlage den Konkurs der Agentur zu spüren bekommen. Für den Klein Report berichtet Mark Baer.
Vor zwei Tagen hat der Klein Report vom Untergang der seit 1989 tätigen Agentur berichtet. Die Aktiengesellschaft an der Zürcher Hohlstrasse betrieb verschiedene eigene Vermarktungstools wie qualitaetstitel.ch, bestgoods.ch oder bestoffer.ch.
Bei der Plattform qualitaetstitel.ch handelte es sich um eine Kioskseite, wo Factum über drei Jahrzehnte lang Zeitschriften- und Zeitungs-Abonnements verkaufte. Die Probe-Abos von «Blick», «Brigitte», «Weltwoche» & Co wurden auf qualitaetstitel.ch zu den «günstigsten Konditionen in der Schweiz» angeboten.
Dabei wurde allen Neuabonnentinnen und -abonnenten von der Factum AG noch ein Migros- oder Coop-Gutschein in der Höhe von 10 bis 20 Franken versprochen, die am Ende aber nicht mehr alle geliefert wurden.
Um auf die diversen «Qualitätstitel» auf dem Portal aufmerksam zu machen, schalteten die Verantwortlichen der untergegangenen Firma immer wieder Werbung, insbesondere im «Migros Magazin» und in der «Coop Zeitung».
Im Bereich der Anzeigen sind laut Coop «noch gewisse Rechnungen offen». Anzeigen habe der Basler Detailhändler aber bereits seit Herbst 2022 keine mehr angenommen. Laut Coop-Mediensprecher Caspar Frey habe man, nachdem die offenen Rechnungen wiederholt nicht bezahlt wurden, eine Betreibung eingeleitet. Wie viel Geld Factum für die in der «Coop Zeitung» erschienenen Inserate noch schuldet, will Frey nicht sagen.
Auch die Migros-Medienstelle bestätigt, dass Factum Kunde der Migros Medien war. Wie viel Geld noch aussteht und andere Fragen will Mediensprecher Tristan Cerf gegenüber dem Klein Report aber nicht beantworten: «Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir, solange das Konkursverfahren läuft, keine weiteren Informationen oder Kommentare zu diesem Fall abgeben möchten.»
Kommunikativer zeigte sich der Ringier-Verlag: «Factum unterstützte uns, wie andere Medienunternehmen, bei der Vermittlung im Bereich der Neukundenakquise für Print- und Onlinetitel», bestätigt Michele Paparone gegenüber dem Klein Report. Der von Factum geschuldete Betrag sei «überschaubar» und liege im «tiefen vierstelligen Frankenbereich».
Dazu muss man wissen, dass die Verleger an Factum jeweils eine fixe Jahresgebühr entrichten mussten, um auf qualitaetstitel.ch präsent sein zu dürfen. Zudem bezahlten die Medienhäuser für jedes verkaufte Abo noch eine Rücklaufprämie an Factum.
Noch in diesem Jahr hat Tamedia (TX Group) über qualitaetstitel.ch Abonnements für die Zeitschrift «Schweizer Familie» angeboten.
Allerdings seien seit Ende April keine Abo-Anfragen mehr über diese Website eingegangen, erklärt Philip Kuhn im Namen von Tamedia. Aufgrund des Konkurses sei die Leistung für das Jahr 2023 somit nur teilweise erbracht worden.
Ähnlich ist es CH Media ergangen. Für die Zeitschriften «Kochen» und «Wohnrevue» war das Aargauer Medienhaus auf qualitaetstitel.ch vertreten. «Wir wurden bisher nicht über einen Konkurs informiert», sagt Sprecherin Barbara Horak Lämmler.