Das zeitgleiche Ausstrahlen von Radioprogrammen, das sogenannte Simulcasting, wurde für die Forschungsfirma Mediapulse zum Problem. Es wurde unter anderem entdeckt, weil die Radiosender der Energy-Gruppe teilweise massiv erhöhte Hörerzahlen ausgeweisen hatten.
Der Klein Report sprach mit Dani Büchi, Geschäftsführer der Energy Schweiz AG, über den Lösungsprozess des Simulcasting-Problems und über die am Dienstag von Mediapulse verspätet veröffentlichten Hörerzahlen.
Die Energy-Sender haben das Simulcasting-Messproblem durch ihre vermehrte synchrone Ausstrahlung sichtbar gemacht. Wie ist der Prozess anschliessend abgelaufen? Wie hat sich Energy bei der Verbesserung der Messtechnik beteiligt?
Dani Büchi: «Das Messproblem ist keinesfalls ein Problem, das nur Energy betrifft. Es sind auch viele andere Sender betroffen. Aber ja, erst durch Energy wurde der Prozess zur Lösungsfindung angestossen. Nach entsprechender Kritik unserer Mitbewerber haben wir unsere Hörerzahlen letzten Sommer aus dem Markt genommen, damit nicht weiterhin fehlerhafte Zahlen publiziert werden. Und wir haben uns aktiv in der Arbeitsgruppe beteiligt, welche dann zusammen mit den anderen Privatradios, der SRG, den Vermarktern und der Mediapulse eine Lösung suchte. Schlussendlich wurde eine Lösung gewählt, hinter der die ganze Branche stehen kann.»
Welche Punkte waren Ihnen bei der Lösungsfindung wichtig?
Büchi: «Wir betonten von Anfang an, dass das Simulcasting-Messproblem kein Energy-Problem ist. Und tatsächlich: Je länger der ganzen Sache auf den Grund gegangen wurde, desto mehr hat man erkannt, dass unzählige Sender betroffen sind. Praktisch jeder Sender strahlt mehrmals pro Tag zeitgleich einen identischen Song aus wie ein anderer Sender und wird so zum `Simulcasting-Sender`. Und die komplexesten Simulcasting-Zusammenschaltungen hat scheinbar die SRG. Hier konnte die Branchenlösung deshalb nicht mehr rückwirkend angewendet werden. Ab 2015 sollte das Problem aber auch für die SRG gelöst sein. Wir arbeiten hierzu weiter in der vorher genannten Arbeitsgruppe mit.»
Welchen Austausch hatten Sie mit anderen Privatradios zum Simulcasting-Problem?
Büchi: «Einen intensiven, aber auch einen nicht immer einfachen. Die Hörerzahlen sind für die Radiosender für die Vermarktung absolut entscheidend und dementsprechend emotional wurde das Thema auch diskutiert. Es ist im Interesse aller Sender, dass wir möglichst genaue Zahlen haben. Leider ist es einigen Mitbewerbern in der ganzen Diskussion weniger um die genauen Hörerzahlen gegangen als vielmehr darum, dass Energy in ihren Augen einfach weniger Hörer haben sollte. So wurde mit dem Feigenblatt für korrekte Hörerzahlen gegen Energy gekämpft.»
Mediapulse hat für die Energy-Sender im Nachhinein wegen Simulcasting eine Korrektur durchgeführt. Vertrauen Sie den heute Dienstag publizierten Radiomesszahlen von Mediapulse fürs zweite Semester 2014?
Büchi: «Ja, das tun wir. Wir standen in den letzten Monaten in regelmässigem Austausch mit Mediapulse und konnten die Entwicklung der nun umgesetzten Lösung genau beobachten. Ich bin überzeugt, dass die publizierten Hörerzahlen korrekt sind und auf dieser Basis nun das Vertrauen in die Hörerzahlen wieder hergestellt ist. Mediapulse hat in den vergangen Jahren die Hausaufgaben immer wieder nicht erledigt und sich kritischen Diskussionen auch immer verweigert. Wir sind deshalb sehr froh, dass sich durch die personellen Veränderungen an der Spitze von Mediapulse in den letzten Monaten die Zusammenarbeit enorm verbessert hat. Die neue Verwaltungsratspräsidentin Franziska von Weissenfluh hat in kurzer Zeit sehr viel bewegt. Das hat in der Lösung der ganzen Problematik geholfen.»
Ist Ihrer Meinung nach das Simulcasting-Problem abschliessend gelöst?
Büchi: «Ja, das ist es. Die nun erfolgte rückwirkende Bereinigung wird ab 1. Januar 2015 neu noch laufend erfolgen. Damit ist das Thema aber abgeschlossen.»
Was hat es für Energy für eine Auswirkung, dass Sie die Zahlen nicht mit den Vorjahren vergleichen können?
Büchi: «Es ist immer unschön, wenn man durch einen Datenbruch bzw. in diesem Fall eine Auswertungsänderung die Zahlen nicht mit den Vorjahren vergleichen kann, aber schlussendlich ist viel wichtiger, dass die Hörerzahlen nun stimmen. Auf der anderen Seite hilft es uns aktuell gerade, dass man keine Vergleiche machen kann, da viele Sender wie zum Beispiel Radio 24 deutlich Hörer verloren haben (13%), was sie erklären müssen und was auch eine schmerzliche finanzielle Einbusse zur Folge hat.»
Wo sehen Sie noch aktuelle Probleme bei der Messung der Hörerinnen und Hörerzahlen?
Büchi: «Probleme, welche einen direkten Einfluss auf die Zahlen haben, sehe ich gerade keine. Aber selbstverständlich gibts noch einige grundsätzliche Herausforderungen, die wir in Angriff nehmen müssen. Zum Beispiel, wie man an die vor allem jüngeren Radiohörer kommt, welche keinen Fixnetzanschluss mehr haben. Schlussendlich ist aber alles auch immer eine Frage der Kosten. Das aktuelle Messsystem ist ein guter und bezahlbarer Kompromiss. Schade ist lediglich, dass gewisse Marktteilnehmer leider immer wieder das Messsystem kritisieren, weil ihre Hörerzahlen schlichtweg schlecht sind, wie das zum Beispiel gerade wieder von Roger Schawinski gemacht wird.»