Von der SRG zu Teleclub: Der Verlust der TV-Rechte der Champions League und Europa League schmerzt nicht nur den Fernsehzuschauer, sondern auch die Vermarktungsfirma Admeira. Der selbständige Berater und Influencer Andy Lehmann, früher CEO von Optimedia und der Aegis Media Gruppe, rechnet mit einem Umsatzrückgang im siebenstelligen Bereich, wie er im Interview mit dem Klein Report erklärt.
Sind Sie überrascht, dass nach Deutschland (ARD, ZDF) und Österreich (ORF) auch die SRG in der Schweiz die TV-Rechte für die Champions League verloren hat?
Andy Lehmann: «Nein, nicht wirklich. Im Rahmen der vorhandenen Gelder der SRG für Sportrechte ist es für sie nicht mehr möglich, solche teuren Rechte zu ersteigern. Bei aller Beliebtheit der Champions League und auch der Europa League sind diese Rechte nicht mehr ohne potenzielle Einnahmen aus dem direkten Verkauf von Live-Spielen (Pay-per-View oder im Abonnement) finanzierbar. Die Gebührengelder reichen dafür nicht aus und können wohl auch kaum begründet dafür eingesetzt werden.»
Können Sie den Vermarktungswert für die Spiele der Champions League beziffern? Wie viel ist ein einzelner TV-Zuschauer wert?
Lehmann: «Die Frage ist so falsch gestellt. Richtig ist: Wieviel ist ein einzelner Zuschauer bereit, konkret für ein Spiel - und das heisst wirklich ganz direkt - zu bezahlen? Ich mache mal eine einfache `Milchbüchlein-Rechnung`: In rund 20 Wochen finden pro Jahr CL- oder EL-Spiele statt. Wenn pro Woche an drei Tagen je zwei Spiele übertragen werden, sind das insgesamt +/- 120 Spiele. Wenn im Durchschnitt 50 000 Zuschauer fünf Franken pro Spiel bezahlen, so ergeben sich Einnahmen von 30 Millionen Franken.»
Zahlen sich damit die hohen Kosten für die Fussball-TV-Rechte aus?
Lehmann: «Das ist sicher mal eine vernünftige Ausgangslage. Hinzu kommen dann noch Gelder von Sponsoren und auch aus der klassischen Werbung (zum Beispiel auch über Teleclub Zoom). Aber Teleclub hat das sicher sauber durchgerechnet und wird über die Erfolge berichten.»
Wer sind die Gewinner, wer sind die Verlierer davon, dass die Spiele mehrheitlich im Pay-TV und nicht mehr im Free-TV gezeigt werden?
Lehmann: «Gewinner ist Teleclub. Verlierer sind die Zuschauer, die für das Schauen einzelner Spiele oder von Abos kein Geld haben. Ansonsten darf jeder Fan selber entscheiden, ob er ein Spiel sehen will oder nicht - so wie er das auch entscheiden muss, wenn er als Zuschauer ins Stadion geht. Gratis gibt es nichts (mehr) oder nur spezielle Spiele. Verlierer sind aber sicher auch die grossen internationalen Sponsoren, da die Zuschauerzahlen gesamthaft zurückgehen werden.»
Welche Auswirkungen erwarten Sie dadurch, dass die SRG den Kampf um die TV-Rechte verloren hat, etwa für die Vermarktungsfirma Admeira?
Lehmann: «Die SRG respektive Admeira werden sicher substanzielle Werbegelder verlieren, da die gut gebuchten Werbeblöcke in den Live-Spielen nicht mehr verkauft werden können. Das geht mit Sicherheit in den siebenstelligen Umsatzbereich. Zusätzlich ist der Entscheid von Teleclub, die Vermarktungsrechte für Werbespots auf dem neuen Free-TV-Sender Teleclub Zoom an Goldbach Media zu vergeben, von ganz entscheidender Bedeutung. Über diesen Sender können die Werbekunden mit klassischen Spots im Umfeld der Gratis-Live-Spiele werben. Ich bin darum auch recht sicher, dass einige hochattraktive Spiele weiterhin gratis zu sehen sein werden. Goldbach Media wird sicher dafür mitsorgen.»
Können Sie aufzeigen, wie sich die neue Situation auf die Sponsoren auswirkt oder auswirken könnte?
Lehmann: «Die klassischen grossen Sponsoren werden mit weniger Zuschauern rechnen müssen. Teleclub wird aber potenziellen Sponsoren sicher attraktive Sponsoring-Plattformen bieten. Und, wie beschrieben, werden auch Teleclub Zoom/Goldbach Media und mit Sicherheit auch die SRG (mit Live-Spielen und/oder Aufzeichnungen) weitere Auftrittsmöglichkeiten bieten.»