Auf den sich seit Längerem abzeichnenden Umsatzrückgang reagiert CH Media nun: Man sei «in den Kernmärkten mit einem erheblichen Umsatzrückgang konfrontiert», wie den Beschäftigten am Mittwochmorgen gesagt wurde, es komme zu 90 Kündigungen.
Ausführen wird der neue CEO Michael Wanner die Aktionen aber erst nach dem 24. Dezember, wie Beschäftigte dem Klein Report mitteilten.
Auf der Kostenseite kann CH Media am stärksten beim Personal einsparen. «Aktuell geht CH Media davon aus, dass im ersten Quartal 2024 über alle Bereiche der Deutschschweiz, wo knapp 2000 Mitarbeitende beschäftigt sind, eine Reduktion von rund 150 Vollzeitstellen erforderlich sein wird», wie es dann am Mittag in einer Mitteilung heisst.
«Der Stellenabbau betrifft grundsätzlich sämtliche Bereiche des Unternehmens, auch die verschiedenen Regionalmedien von CH Media. Zunächst gilt es, die Ergebnisse des Konsultationsverfahrens mit der Personalkommission sowie unsere Detailanalysen abzuwarten», sagte Michael Wanner auf Nachfrage des Klein Reports.
Im ersten Halbjahr verzeichnete CH Media bereits einen Verlust von 6,9 Millionen Franken, schreibt das Medienhaus aus Aarau weiter. Seither habe sich die Entwicklung vor allem wegen den fehlenden Werbeeinnahmen zusätzlich akzentuiert. Eine Erholung des Werbemarktes sei kurzfristig nicht zu erwarten.
«Um weiterhin auf einer soliden wirtschaftlichen Basis agieren zu können und um notwendige Investitionen für die Zukunft tätigen zu können, ist das Unternehmen gezwungen, die Kostenstruktur nachhaltig zu senken», heisst es zur Hiobsbotschaft weiter.
Ob dieses Abbauprogramm noch auf das bereits Anfang Februar angekündigte «Effizienzprogramm» kommt, ist aus der sparsamen Kommunikation nicht ersichtlich. Damals hiess es vonseiten des Verlages: «CH Media will die Effizienz steigern und die Kostenbasis bis Ende 2024 nachhaltig um 20 Millionen Schweizer Franken senken.»
Für die Reduktion von 150 Vollzeitstellen ist ein Konsultationsverfahren eröffnet worden. «Für die betroffenen Mitarbeitenden kommt der gültige Sozialplan zur Anwendung», schreibt CH Media weiter.
Verlegersohn und seit April CEO Michael Wanner sagte weiter: «Der Verwaltungsrat und die Unternehmensleitung sind zum Schluss gekommen, dass wir die Kosten deutlich senken müssen und es dafür einschneidende Massnahmen braucht. Ich bedaure diesen Schritt, erachte ihn aber für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens als unvermeidbar. Wir haben schon zahlreiche Sparmassnahmen umgesetzt und gehofft, um einen grösseren Personalabbau herumzukommen. Leider haben die bisherigen Massnahmen in diesem anspruchsvollen Marktumfeld nicht genug Wirkung erzielt.»
Die Massnahmen stellen «die Zukunftsfähigkeit von CH Media sicher», heisst es weiter. Man wolle weiter in die Digitalisierung und die publizistischen Angebote investieren sowie in den Entertainment-Bereich.
Vor der Belegschaft hat der neue CEO Michael Wanner gesagt, dass er sich seinen Einstieg auch etwas anders vorgestellt habe, nachdem CH Media / NZZ unter anderem eine Cyber-Attacke verkraften musste. Auf seinen Umgang damit angesprochen, sagte Wanner zum Klein Report: «Ich bedaure ausserordentlich, dass wir Stellen abbauen müssen. Als Familienunternehmen geht es uns nicht um den kurzfristigen Gewinn. Es geht darum, dass wir in zehn Jahren noch ein funktionierendes Unternehmen haben. Und die finanzielle Performance ist entscheidend, um weiter in die Zukunft investieren zu können.»