In der neuen SRF-Serie «Das pralle Leben» spielt Carlos Leal einen Musiker in einer Schaffenskrise. Unter einer solchen muss der Schweizer Hollywood-Export im Moment nicht leiden. In den USA ist er im zu Ende gehenden Jahr mit Arbeiten überhäuft worden.
Der Klein Report hat mit Carlos Leal bei einem Besuch in Zürich über seine Jobs im Ausland gesprochen.
Carlos Leal lebt in Los Angeles. Dort werden Filme für den weltweiten Vertrieb gemacht. Jetzt eine Serie für die Schweiz, produziert vom welschen Fernsehen. Dieses deckt einen Raum von zwei Millionen Zuschauern ab. Spürt man diesen Unterschied beim Arbeiten?
Carlos Leal: «Am Set gibt es keinen Unterschied. Ich ziehe es vor, in Europa zu arbeiten. Es ist familiärer. Leute, die etwas zusammen auf die Beine stellen wollen. In Amerika ist es viel industrieller. Jeder ist Spezialist oder Spezialistin für etwas und will nur genau diesen Job möglichst gut machen. Dann geht man nach Hause, jeder für sich. Ich bin froh, dass ich beides machen kann. In Hollywood arbeiten, manchmal Filme für Netflix, ABC, CBS. Und dann in die Schweiz kommen. Hier machen wir etwas Einfacheres, menschlicher, näher bei mir, denke ich.»
Carlos Leal hat auch in «Der Bestatter» mitgespielt. Diese Serie konnte an Netflix verkauft werden. Haben wir in der Schweiz eine Chance auf dem Weltmarkt der Serien?
Leal: «Ganz sicher. Wir haben gute Regisseure, Produzentinnen. Aber wir haben in der Filmwelt noch zu wenig Reputation im Bereich Entertainment im Sinne einer Filmwirtschaft. Wir machen gute Filme. Aber wir müssen noch lernen, diese einem grösseren Publikum verkaufen zu können. Als Schauspieler kann ich das nicht mehr kontrollieren, wenn ein Film einmal abgedreht ist.»
Was braucht es, dass Ihnen ein Buch gefällt?
Carlos Leal: «Ich bin heute nicht in der Position, dass ich ‚picky‘ sein kann oder snobish. Ich kann nicht wählerisch sein. In den USA absolviere ich viele Auditionen. Manchmal sehe ich allerdings schon beim Buch, dass dieser Film mich überhaupt nicht interessieren wird. Bei ‚Das pralle Leben‘ hat mir die Rolle sofort gefallen. Sehr menschlich, fundiert. Eine solche Rolle ist ein Geschenk. Da kann ich das ganze Handwerk des Schauspielers einbringen.»
In welchen Serien spielen Sie in den USA?
Leal: «Vor wenigen Wochen habe ich in einer Serie für CBS gespielt, ‚True lies‘. Fünf Tage am Set. Wir haben die ganze Zeit geschossen, Stunts gemacht und gekämpft. Es machte Spass. Aber es hat mich überhaupt nicht interessiert. Im Gegensatz zu ‚Das pralle Leben‘. Das kommt von innen.»
Weitere Pläne?
Carlos Leal: «Ich fliege zurück nach Los Angeles und drehe für ABC ‚The Rookie: Feds‘, eine Agentengeschichte. Ich drehe bereits die zweite Episode. Dazu gibt es Projekte, die vielleicht kommen im Jahr 2023, vielleicht auch nicht. Aber in diesem Jahr habe ich sehr viel gearbeitet. Ein bisschen Ruhe kann mir nur guttun. Das gibt mir auch Zeit für meine neue Leidenschaft, das Fotografieren.»
Ein neuer Beruf oder ein schönes Hobby?
Leal: «Das muss sich noch weisen. Ich liebe es einfach, hässliche Dinge zu fotografieren und zum Beispiel die Schönheit in hässlichen Plätzen zu entdecken. Das macht mir sehr viel Freude. Mal schauen, was daraus wird.»
Werden wir eines Tages auch einen Film «directed by Carlos Leal» sehen?
Leal: «Nein. Es gab mal eine Zeit, wo ich so etwas ins Auge fasste. Da war ich noch jung. Aber heute interessiert es mich nicht mehr. Ich habe so viele Regisseure gesehen, die Jahre damit verbracht haben, bis sie ein Projekt endlich realisieren konnten. Das brauche ich nicht als meine nächsthöhere Herausforderung.»