Betrügereien im Online-Geschäft sind gang und gäbe. Ein älterer Fall ist Trendsales aus Dänemark, ein Online-Marktplatz für Secondhand-Kleider und Lifestyle-Angebote.
Auf den ist Tamedia reingefallen: Einstieg für 35 Millionen Euro, Finanzspritze 3,5 Millionen Euro, Abschreiber 18 Millionen Euro und nun eine Zahlung von 13,25 Millionen US-Dollar vom Schiedsgericht in Kopenhagen zugesprochen.
Das Zürcher Medienunternehmen kaufte im August 2014 mit viel Getöse die Mehrheit an der dänischen Trendsales ApS und zahlte sagenhafte 35 Millionen Franken für den Einstieg. Offenbar erkannten die smarten Tamedia-Online-Manager um den damaligen Digitalchef Christoph Brand weder bei der Buchprüfung der Bilanzen noch beim genaueren Hinschauen im Verkaufsbereich das aufgeblähte Konstrukt.
Im Frühling 2016 dämmerte es dann. Zu spät: Tamedia musste mehrere Millionen in die dänische Plattform Trendsales einschiessen, feuerte CEO Rasmus Goth Engel und hängte ihm eine Strafanzeige an, die Veruntreuung, Urkundenfälschung und betrügerisches Finanzreporting enthielt. Der Zeitraum der strafrechtlichen Tatbestände: 2012 bis 2016. Zur Erinnerung Tamedia stieg 2014 ein.
Da Trendsales chronisch in den roten Zahlen war, schoss Tamedia 3,4 Millionen Franken als Eigenkapital ein, wie der damalige Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer gegenüber der «Handelszeitung» Anfang 2017 zu Protokoll gab.
Der Ausstieg kam per 30. Oktober 2020. Wie der Klein Report damals berichtete, verkaufte die TX Group AG ihre Trendsales-Anteile ans Management um CEO Mads Mathiesen und Finanzchef Caspar Wolffsen sowie an Minderheitsaktionäre. Bei der TX Group AG kam es nach eigenen Angaben durch den Deal zu einer ausserplanmässigen Abschreibung von 18 Millionen Franken.
Nun berichtet der Medienkonzern am Dienstag vom Urteil vor dem Schiedsgericht in Kopenhagen, das der TX Group eine Zahlung von 13,25 Millionen US-Dollar zuspricht. Das Schiedsverfahren, das gemäss TX Group am 1. März 2021 seinen Abschluss fand, wurde gegen die Verkäufer von Trendsales geführt. «Weiterhin offen ist das Zivilverfahren gegen die Revisionsgesellschaft, welches vor dem staatlichen Zivilgericht in Lyngby (Dänemark) geführt wird», schreibt der börsenkotierte Konzern dazu.
Die Zahlung von 13,25 Millionen US-Dollar werde im Finanzergebnis 2021 der TX Group erfasst.