Die Verlegung grosser Teile der SRF-Radioredaktion von Bern nach Zürich Leutschenbach ist für den Berner Regierungsrat «keine Option». Im Hintergrund habe man deshalb gegen die Pläne der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) lobbyiert.
Ende August geht der Widerstand weiter: Stadt und Kanton protestieren gemeinsam mit Journalisten, Gewerkschaften und der SRG Bern-Freiburg-Wallis auf dem Berner Bundesplatz.
Seitdem die SRG Anfang April mit dem Abzug des Radiostudios von der Berner Schwarztorstrasse nach Zürich zu den Fernsehredaktionen kokettierte, brennt in der Hauptstadtregion der Baum. Neben der Belegschaft und den Gewerkschaften äusserten auch diverse Politiker aus allen Lagern ihr Unverständnis für die Umzugsgedanken der SRG-Spitze.
Die mögliche Verlegung des Radiostudios beschäftigt auch den Berner Regierungsrat, der die Bedenken «vollumfänglich» teilt, wie er in der am Dienstag publizierten Antwort auf einen Vorstoss aus dem Parlament zu Protokoll gab: «Bereits an einer ersten vertraulichen Aussprache vor der Bekanntgabe der Pläne hat der damalige Regierungspräsident Bernhard Pulver die Chefredaktion von SRF darauf hingewiesen, dass ein solcher Schritt in Bern, aber auch in der Westschweiz auf kein Verständnis und damit auch auf grossen Widerstand stossen würde.»
Es folgte ein Schreiben des Regierungsrates zuhanden der Geschäftsleitung, worin er seine ablehnende Haltung ausführlich begründete. Und nach zahlreichen Hintergrundgesprächen mit Mitgliedern der SRG-Führungsebene und einer «Aussprache» mit dem Verwaltungsratspräsidium ist die Regierung nun überzeugt, dass der breite Widerstand «nicht ungehört» geblieben sei. «Die SRG-Spitze sah sich in den letzten Monaten immer wieder gezwungen, ihre Sicht der Dinge darzulegen», erklärte die Berner Exekutivbehörde.
Einen Entscheid, ob das Radiostudio in Bern bleibt oder trotz grosser Kritik in Zürich zentralisiert wird, wurde bis dato aber noch nicht getroffen. Die vertiefte Prüfung, die derzeit von der Geschäftsleitung durchgeführt wird, dauert bis im Herbst. Erst auf dieser Grundlage will der Verwaltungsrat dann endgültig urteilen.
Wegen der nach wie vor offenen Ausgangslage baut sich der Widerstand deshalb weiter auf: In den letzten Tagen startete Pro Radiostudio Bern eine Kampagne, bei der sich bereits SP-Ständerätin Anita Fetz, FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen, Grüne-Nationalrätin und Präsidentin Regula Rytz sowie SVP-Nationalrat Adrian Amstutz ablehnend zum Radioumzug äusserten.
Und am 30. August organisieren Pro Radiostudio Bern, Stadt und Kanton Bern, die SRG Bern-Freiburg-Wallis, die Redaktionskommission der SDA, die Personalkommissionen von «Der Bund» und «Berner Zeitung», Radio Bern (RaBe) zusammen mit Syndicom, SSM und Impressum eine Protestaktion auf dem Berner Bundesplatz. «Wir bleiben hier», lautet das unveränderte Statement.