Es ist in Mode gekommen, dass SRF-Moderatoren hauseigene Journalistinnen interviewen. Und sie damit quasi in den Rang von Experten heben, die einem die Welt erklären. Solches erlebt man längst nicht nur in den Kaminfeuergesprächen im «Kontext» auf Radio SRF 2 Kultur.
«Dies ist insbesondere problematisch, weil dadurch dem Konsumenten eine ‚Expertenmeinung‘ suggeriert wird, tatsächlich unterhalten sich jedoch Journalisten», beschwerte sich ein Zuhörer bei der Ombudsstelle des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF).
Er griff ein aktuelles Beispiel heraus: Im «Rendez-vous»-Beitrag «Erbgut ist bei Corona-Infektionen mitentscheidend» vom 2. August werde die Wissenschaftsredaktorin Kathrin Zöfel in einer Art interviewt, «als ob sie die Studienleiterin wäre». Aus Sicht des Beanstanders verletzte dies das Sachgerechtigkeitsgebot und das Transparenzgebot.
«Gespräche zwischen Moderatoren und hauseigenen Journalisten ist eine weltweit in praktisch allen Fernseh- und Radiostationen gebräuchliche und oft gewählte journalistische Form», schreibt SRF in seiner Stellungnahme dazu.
Sie würde vor allem dann verwendet, wenn die Zeit zu knapp ist, um einen Fernsehbeitrag mit Bildern oder einen Radiobeitrag mit Originaltönen herzustellen. Oder wenn es an gutem Bild- und Tonmaterial mangelt.
Solche Moderationsgespräche dienten aber auch dazu, nebst der reinen Faktenvermittlung eine Einschätzung und Gewichtung von Ereignissen und Entwicklungen zu geben. Ja, sie machten sogar speziell sichtbar, dass man nicht einfach nur nackte Fakten abspult.
Experten sind für den Beanstander zum Beispiel «Mediziner» oder «Hochschulprofessoren». SRF pflichtet ihm bei, dass Journalisten und Journalistinnen nur in seltenen Fällen als Expertinnen und Experten gelten können.
«Entscheidend ist, dass dem Publikum stets klar ist, mit wem ein Expertengespräch geführt wird», so die Replik der SRF-Redaktion weiter. Deshalb würden die Fachredaktorinnen oder Korrespondenten nicht als Experten, sondern mit ihren Funktionsbezeichnungen vorgestellt: als Bundeshauskorrespondent, Washington-Korrespondentin oder Wirtschaftsredaktorin.
Im kritisierten «Rendez-vous»-Beitrag wird die hauseigene Journalistin mit «Frage an Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel...» eingeführt.
Kein Problem an der Selbstbefragung sieht die Ombudsstelle. «In Bezug auf die Sachgerechtigkeit ist es aber nicht relevant, wer antwortet, sondern was geantwortet wird und wenn nötig, wie nachgefragt wird», schreibt das Gremium.
Und dass klar deklariert werde, mit wem das Gespräch geführt wird.