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Donnerstag
21.09.2023

Medien / Publizistik

Der Anteil von Print schwächt sich stärker ab als erwartet... (Tamedia/Symbolbild)

Der Anteil von Print schwächt sich stärker ab als erwartet... (Tamedia/Symbolbild)

Jetzt ist das wahre Ausmass der Sparrunde in den Westschweizer Tamedia-Redaktionen bekannt: Das Zürcher Medienhaus plant in der Romandie Einsparungen in Höhe von 3,5 Millionen. Es kommt zu bis zu 28 Entlassungen.

Dass eine Reorganisation vor der Tür stehe, darüber wurden die Tamedia-Redaktionen in der Romandie schon am Dienstag informiert. 

Am Mittwochmorgen folgten nun die Details. Und diese haben es in sich: Eingespart werden sollen nicht weniger als 3,5 Millionen Franken, 28 Entlassungen sind geplant. Gemäss der Gewerkschaft Syndicom entspricht dies satten zehn Prozent der Lohnsumme.

«Bei den 28 Stellen handelt es sich um die Höchstzahl an Entlassungen, die ausgesprochen werden könnten», sagte Marc Bachmann, Kommunikationsspezialist bei Tamedia Romandie, am Mittwoch auf Nachfrage des Klein Reports. 

«Die genaue Zahl der freiwilligen Austritte, Frühpensionierungen oder Entlassungen wird im Rahmen einer Beratung mit dem sozialpartnerschaftlichen Gremium ermittelt.» Die Massnahmen würden durch den im Jahr 2020 ausgehandelten Sozialplan flankiert werden.

Gemäss Bachmann sind «alle Titel und alle Tätigkeitsbereiche in der Westschweiz» von den Sparmassnahmen betroffen.

Tamedia begründet das Sparpaket mit der Umsatzentwicklung in der Westschweiz und dem Wirtschaftsmodell, «das aufgrund der Krise enorm unter Druck steht». 

«Der Anteil von Print schwächt sich stärker ab als erwartet und das Wachstum der digitalen Abonnements ist zwar erfreulich, gleicht diese Erosion jedoch nicht aus», so Bachmann weiter.

Die Reorganisation ist breit angesetzt. Die aktuelle Redaktion T wird aufgelöst. Dafür wird ein Newsroom für die beiden Titel «24 heures» und «Tribune de Genève» geschaffen. Dieser ist den lokalen Waadtländer und Genfer News, den Schweizer und internationalen Nachrichten, der Wirtschaft sowie der digitalen Produktion gewidmet, wie Marc Bachmann gegenüber dem Klein Report erklärt. 

Die Nachrichtenredaktion wird gemeinsam von Claude Ansermoz und Frédéric Julliard, den Chefredaktoren der beiden Titel, geleitet.

Die zweite neue Einheit «Dimanche & Envies» vereint die Titel «Le Matin Dimanche» und «Femina» sowie das ressortübergreifende Kompetenzzentrum, das sich den Themen Kultur, Lebensstil und Gesellschaft widmet. Für diesen Bereich ist die Chefredaktorin Ariane Dayer zuständig.

«Die Produktionseinheit Tamedia Editorial Services unter der Leitung von Nicolas Fleury setzt ihre Arbeit fort, gedruckte Zeitungen im oben genannten Umfang zu produzieren und als Kompetenzzentrum für Bild und Verlagswesen zu fungieren», so Bachmann.

Die Gewerkschaft sprach am Mittwoch von einer «Zerschlagung der Redaktionen»: Es sei dringend notwendig, «dass die Geschäftsleitung der TX Group zur Vernunft kommt und ihre Zerstörung der Westschweizer Zeitungen stoppt», heisst es in einem Kommuniqué vom Mittwochmittag.

Die Gewerkschaft kritisiert weiter, dass die Aktionäre der TX Group – darunter der Hauptaktionär, die Familie Supino – nicht auf die Dividenden verzichten würden.

Im letzten Jahr spülte das 47,7 Millionen Franken in die Taschen der Teilhaber – das 13-fache der Summe, die nun in den Westschweizer Redaktionen gespart werden sollen.

Seitdem die Gruppe vor 23 Jahren an die Börse gegangen ist, wurde mehr als eine Milliarde Franken an das Aktionariat ausgeschüttet.

Konfrontiert mit dieser Diskrepanz sagte der Mediensprecher gegenüber dem Klein Report: «Jede Untergesellschaft der TX Group arbeitet autonom und es gibt keine Querfinanzierung zwischen den Einheiten oder von der Gruppe zu den Einheiten.»