Content:

Montag
20.12.2021

Medien / Publizistik

Zora Schaad leitet die Kontrollmechanismen und Beratungen aus dem Kreis des Social Responsibility Boards...          (Bild: 20 Minuten)

Zora Schaad leitet die Kontrollmechanismen und Beratungen aus dem Kreis des Social Responsibility Boards... (Bild: 20 Minuten)

Eigentlich müssten es Selbstverständlichkeiten sein. Doch offenbar braucht es im Konkurrenzkampf der heutigen Medien mit Breitenwirkung verbriefte Regeln, was Verantwortung beim Publizieren bedeutet.

Social Responsibility Board nennt sich das Aufsichtsgremium, das bei «20 Minuten» über die geforderten Standards wacht. Ein Jahr ist das Board nun im Amt, wie die Zeitung mitteilt. Inzwischen würden 20 Köpfe bei der Initiative mitwirken.

Erreicht wurde, dass das generische Maskulinum abgeschafft wurde. Dazu wurden 40 Serviceboxen eingeführt. Diese nennen am Schluss von Artikeln Organisationen und Kontakte, die Beratung und Unterstützung bieten.

Ebenso gibt es inzwischen 25 Manuals für die Arbeit in der Redaktion. Bei der Erstellung dieser Regeln habe ein intensiver Austausch mit Betroffenen wie Opferhilfe, Vertretungen von LGBTQI+-Organisationen oder Organisationen im Bereich Antisemitismus und Rassismus stattgefunden.

Die «europaweit einzigartige Initiative» findet auch Interesse bei Ausbildungsinstituten und anderen Redaktionen, wie sich Chefredaktor Gaudenz Looser freut.

Die Beratung des Social Responsibility Boards reicht weit über die Nutzung der geschriebenen Sprache hinaus. Auch eine nicht verletzende Bildsprache sei ein zentrales Anliegen. So werden bei «20 Minuten» Bilder von Opfern und Kindern nur gepixelt gezeigt, bei Gewaltvorfällen wird vermehrt auf Standbilder statt Bewegtbilder gesetzt, Kontextboxen und Triggerwarnungen werden bei Videobeiträgen grosszügig eingesetzt und andersartige Symbolbilder, beispielsweise bei häuslicher Gewalt, verwendet.

Zora Schaad, Leiterin der Ressorts OneLove und Community sowie Leiterin Social Responsibility Board: «Wir beraten unsere Kolleginnen und Kollegen in ihrer täglichen redaktionellen Arbeit und führen fruchtbare, sachliche und engagierte Diskussionen um Bildwahl, Formulierungen und Titelsetzungen. Ziel dabei ist es, den Kompromiss zu finden, der sowohl eine knackige Schlagzeile erlaubt als auch dem Bedürfnis nach medialem Opferschutz gerecht wird.»

Für diese Anstrengungen ist das Social Responsibility Board soeben mit einem Sonderpreis des Branchenmagazins «Schweizer Journalist:in» ausgezeichnet worden.

Der Sonderpreis ergänzt die Wahl der Journalist*innen des Jahres und es werden Personen, Teams, Redaktionen oder Arbeiten ausgezeichnet, die in besonderer Weise durch ihr Engagement, neue Formate oder spezielle Berichterstattung aufgefallen sind.