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Donnerstag
06.12.2018

Medien / Publizistik

Hans Wicki: «Das Resultat ist ansprechend»

Hans Wicki: «Das Resultat ist ansprechend»

Viola Amherd und Karin Keller-Sutter schafften den Sprung von der Legislative in die Exekutive im ersten Wahlgang. Alle Parteien geben sich mit dem Resultat zufrieden und feierten dieses historische Ereignis: Zum ersten Mal wurden zwei Frauen am selben Tag in die Schweizer Regierung gewählt.

Nach Jahren heftiger parteipolitischer Querelen rund um die Regierungszusammensetzung scheint die Schweizer Konkordanz ein Jahr vor den Wahlen 2019 gesichert. Dass die Regierung schon vor den nationalen Wahlen neu besetzt wird, ist ein eidgenössisches Unikat. Jedes andere Land bestellt seine Exekutive erst nach den Wahlen, um allfällig veränderten Mehrheiten in der Regierung gerecht zu werden. Nicht so die Schweiz, wo Stabilität höher geschätzt wird als Parteipolitik.

Die Unaufgeregtheit der Wahlen muss dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) wohl missfallen haben, denn einige TV-Journalisten blamierten sich mit für die Demokratie sehr peinlichen Fragen. So wurde der FDP-Kandidat Hans Wicki vor laufender Kamera gepiesackt, ob er sich als «Quotenmann» nicht etwas missbraucht fühle. Hans Wicki widersprach so souverän, dass dem Fernsehzuschauer nur noch Fremdschämen für SRF übrigblieb: «Wer mein Dossier gelesen hat, weiss, dass das keine Quote sein kann.»

Ebenso wies die Frage an einen FDP-Mann «Wie ist das so für Sie als junger Mann, dass jetzt eine Frau gewählt wurde?» darauf hin, dass sich die SRF-Journalisten wohl noch nicht an die Idee gewöhnt haben, dass die Wahl von Frauen eine Frage der Demokratie ist und nichts mit der Diskriminierung von Männern zu tun hat.

117 Bundesräte gab es bisher, heute wurden erst die achte und neunte Bundesrätin in die Schweizer Regierung gewählt. Sich unter diesen Umständen ausgerechnet im Schweizer Fernsehen um das Wohl der Männer zu sorgen, ist peinlich. Diese Art von Information zeugt auch von grosser Ignoranz in politischen und demokratischen Sachfragen.

Denn die Aussichten auf das Wahljahr 2019 sind punkto Gleichstellung ausserordentlich trübe: Im gewichtigen Ständerat, wo ohnehin nur 15 Prozent Frauen ihre Kantone vertreten, tritt einzig Brigitte Häberli-Koller (CVP) erneut an. Sogar die SP - normalerweise eine Garantin für demokratische Frauenpräsenz - stellt überdurchschnittlich viele männliche Kandidaten für die kleine Kammer vor.

Wer nun, wie die SRF-Berichterstattung insinuierte, meint, die Frauenfrage in der Politik sei feministisch gelöst, irrt gewaltig. Punkto Gleichstellungsthemen ist die Distanz zwischen Fiktion und Realität in der Medienberichterstattung immer noch riesig: Frauenthemen, Gender und Hashtag-Feministinnen mögen in den Medien «hip» sein. Ob Frauen gewählt werden oder nicht, hängt immer noch von Macht, politischem Kalkül und klugen politischen Strategien ab.

Im Fall der Wahl vom 4. Dezember 2018 ist es der CVP und ihrem weiblichen Zweierticket sowie der FDP mit dem Vorschlag der ausserordentlich klugen und kompetenten Karin Keller-Sutter, zu verdanken, dass die Schweiz punkto Gleichstellung wenigstens einen Tag lang so richtig und fröhlich feiern kann.