Ein Artikel in der «Wochenzeitung» verbreitet gehörig Unruhe: Darin schreibt Inlandredaktor Andreas Fagetti mit Bezug auf nicht genannte «Insider»-Quellen, dass der Tamedia-Verwaltungsrat mit dem Halbjahresergebnis am 29. August «offenbar einen radikalen Abbau» bekannt geben werde.
Bereits seit Längerem ist bekannt, dass der Zürcher Medienkonzern Szenarien für den Umbau seiner Tageszeitungsredaktionen prüft. Mit Bezug auf «gut informierte Quellen» vermeldet die «Wochenzeitung» nun, dass der Verwaltungsrat kurz vor Bekanntgabe der Halbjahresergebnisse Ende August einen Entscheid über eines dieser Szenarien fällen werde.
Dieses sei von einem Projektteam aus Chefredaktorinnen und Chefredaktoren des Konzerns erarbeitet worden und laufe vermutlich auf einen gemeinsamen Mantel für alle Tamedia-Tageszeitungen hinaus. Dies würde bedeuten, dass praktisch überall dieselben Texte in den Bereichen Ausland, Wirtschaft und Kultur zu lesen wären.
Besonders pikant: Das Projektteam habe seine Ergebnisse dem Verwaltungsrat offenbar nicht selber vorstellen dürfen. Dieser schotte sich ab und berate allein, weshalb bei den Belegschaften der Zeitungen grosse Verunsicherung herrsche, schreibt die «WOZ» weiter.
So würden bereits Shortlists mit den Namen jener Journalistinnen und Journalisten kursieren, die man für die Bespielung des «Einheitsmantels» gewinnen möchte. Ein Schock für alle Journalisten, die momentan an den Mänteln der verschiedenen Titel arbeiten und nicht auf dieser Liste stehen. Unklar sei noch, ob bei einem Stellenabbau auch die Lokal- und Regionalredaktionen betroffen wären.
Entsprechend besorgt sind die Angestellten der Tamedia-Titel. So findet gemäss dem «WOZ»-Artikel bald ein gemeinsames Essen von Mitarbeitenden der «Berner Zeitung» und vom «Bund» vor dem Tamedia-Redaktionsgebäude statt, bei dem «Einheitsbrei» als Hauptspeise serviert werde. Zudem würden sich Angestellte der beiden Zeitungen bereits regelmässig mit der Mediengewerkschaft Syndicom treffen.